Zu viel Prosecco kann zu einer Arschbombe mit Abendkleid im Pool bei der gediegenen Gartenparty führen. Und das unter den Augen des Ministers (nicht im Bild: Philipp Hochmair)! Pferdenärrin Waltraud (Maria Köstlinger) ist das egal, solange es den Gatten ärgert.

Foto: ORF / MR Film / Petro Domenigg

Die "Vorstadtweiber". V.l.nr.: Martina Ebm (Caroline Melzer), Gerti Drassl (Maria Schneider), Nina Proll (Nicoletta Huber), Maria Köstlinger (Waltraud Steinberg), Adina Vetter (Sabine Herold).

Foto: ORF / MR Film / Petro Domenigg

Wien - Desperate Hausfrauen im noblen Vorstadtviertel? Das können wir auch, dachte man wohl beim ORF. Ab Montag will man es mit der prominent besetzten Serie "Vorstadtweiber" beweisen.

Da lernen wir die schrecklich naive Maria (Gerti Drassl) kennen, deren Mann Georg (Juergen Maurer) sie am Wochenende im Schlafzimmer abblitzen lässt, um unter der Woche ein Doppelleben als angeblicher Dubai-Pendler zu führen. Da stöckelt die attraktive Waltraud (Maria Köstlinger) durch unsere Wohnzimmer. Sie hat bei der Hochzeit ihren Adelstitel verkauft und teilt das Bett heimlich mit Marias Sohn. "Lateinnachilfe" heißt das dann. Die Einkaufssüchtige lässt auch gerne in der Boutique von Nicoletta (Nina Proll) anschreiben, die als Einzige der Runde so etwas wie einer Arbeit nachgeht. Eine solche sucht auch Sabine (Adina Vetter).

Die Akademikerin muss nämlich nach ihrer Scheidung Sexspielzeug verkaufen und putzen gehen, weil sie während Ehe und Karriereknick sieben Jahre nur shoppen war und nun keinen Job mehr findet. Ihr Mann hatte mit einem Ehevertrag für sich vorgesorgt und sich eine Jüngere gegönnt. Die Letzte im Freundinnenbunde, Bankdirektorengattin Caroline (Martina Ebm) kennt diesen Plot von der anderen Seite. Sie ist die Junge, die gegen eine andere "Alte" getauscht wurde.

So weit, so klischeehaft. Man schiebt den gesunden Feminismus beiseite und versucht die Frauen alle für echt zu halten. Zwischendurch über sie und mit ihnen zu lachen - das geht sich aus. Die Cliffhanger am Ende der ersten Folgen sitzen in der Regie von Sabine Derflinger auch gut.

Dank der fünf Schauspielerinnen, aber auch Gertrud Roll als Marias Schwiegermutter, bekommen die weiblichen Karikaturen, deren Witze und Pointen manchmal in übertriebener Dichte abgefeuert werden, menschliche Züge.

Prosecco und Kloreiniger

Drassl etwa berührt als Maria, die aus ihren rosa Wolken fällt und ihre Tränen mit Süßspeisen schluckt. Allen ist spätestens ab dem tiefen Fall von Sabine klar: Sie sind total von ihren Männern abhängig. Der Prosecco kann schnell ausgeperlt und gegen Kloreiniger getauscht sein. Fast könnte man Drehbuchautor Ulli Brée einen - etwas plakativen - emanzipatorischen Weckruf andichten.

Auch wenn das Setting beabsichtigt mit der US-Serie Desperate Housewives flirtet und man diese gleich im Vorspann zitiert, gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Wienerinnen und Bree, Gaby, Susan, Lynette und Co.

Etwa ihre charakterschwachen, aber finanzkräftigen Männer und Liebhaber: Da ist kein Einziger auch nur ein bisschen liebenswert. Es sind richtig "depperte Haberer", die Frauen nur zur Behübschung haben und weniger wertschätzen als ihre SUVs und Sportwägen. Die Herren (neben Maurer amüsieren auch Simon Schwarz, Bernhard Schir und Lucas Gregorowicz) betrügen einander dabei auch noch gegenseitig.

In der Wisteria Lane, die sich durch eine imaginäre Stadt schlängelte, gab es wenigstens ein paar halbwegs gute Männer. In Wien nicht. Lauter Schufte, das weiß auch der (wie könnte es anders sein:) schwule Friseur der Frauen. Auch sonst wird leider manches Klischee auf die Spitze getrieben: Selbst wenn man reich verheiratet war, wird man kaum in High Heels den Dienst als Raumpflegerin antreten. Das hätte sogar Gaby Solis gewusst. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 10./11.1.2015)