Hydra (Hg.): "Die unfrisiertesten Philosophen aller Zeiten", Holzbaum, 136 Seiten, 12,50 Euro

Foto: Holzbaum Verlag

Wien - Welchen Flirtfaktor Friedrich Nietzsche hat, wie viel Coolness Michel Foucault an den Tag legt und ob Karl Marx hilft, die Karriereleiter zu erklimmen, versucht eine neue Publikation des österreichischen Satireprojekts Hydra zu ergründen. "Die unfrisiertesten Philosophen aller Zeiten" wirft einen Blick auf die großen Denker der westlichen Kulturgeschichte - deutliches Augenzwinkern inklusive.

Hydra ist laut Selbstbeschreibung ein "Kulturverein zur Förderung von Humor, Ironie und Satire". Neben diversen Publikationen gibt das Kollektiv auch das Hydra-Magazine heraus und veranstaltet immer wieder Events und Performances.

Vom Einschrauben einer Glühbirne ...

Jeder Denker - von Sokrates über Noam Chomsky bis zum Kurznachrichtendienst Twitter, der als eigener "Philosoph" geführt wird - kommt hier mit einer Kurzbeschreibung seines Werkes und einer Beurteilung nach mehreren Kategorien zum Zug: Als erstes Kriterium soll die Glühbirne zeigen, inwieweit die jeweilige Philosophie im Alltag hilft, also etwa beim Einschrauben einer Glühbirne. Hier kann beispielsweise Aristoteles punkten: Immerhin verwendet man Methode, Empirie und den logischen Schluss noch heute.

Der Balken Weisheit zeigt an, inwieweit man nach Konsum des Werkes mehr von der Welt versteht - hier hat Sokrates die Nase vorn. Die Kategorie Wellness beurteilt dagegen, inwiefern das Werk auch leicht zu lesen und gut verdaulich ist. Kaum jemand kann sich hier mit Diogenes messen. Immerhin hat dieser erst gar keine eigenen Schriften hinterlassen, sondern kann nur durch Dritte rezipiert werden.

... bis zum Flirtfaktor

Nietzsche, dessen Leben und Werk anhand einer fiktiven Fußballerkarriere nachgezeichnet wird, schneidet übrigens in Sachen Flirt nur mittelmäßig ab. Beim Objekt der Begierde ist man laut Hydra besser mit Wittgenstein beraten, auch wenn dessen "Tractatus" eine "ernste Bedrohung für die menschliche Gesundheit" darstelle - Abzüge gibt es also bei Wellness. In Sachen Karriere und Geld verdienen sollte man u.a. Marx und Platon konsultieren.

Die letzte Kategorie ist schließlich die Frisur: Wie cool sind die Philosophen heute noch, auf wen kann man in Sachen Außenwirkung setzen? Ganz vorne auf dieser Liste: Foucault oder Rene Descartes - immerhin hat dieser es schon im 17. Jahrhundert verstanden, Werke zu schreiben, die sich auf eingängige Slogans a la "Ich denke, also bin ich" reduzieren lassen. (APA, derStandard.at, 11. 1. 2015)