Colombo - Der seit zehn Jahren regierende Präsident von Sri Lanka hat überraschend die Wahlen verloren. Neuer Staatschef wird der bisherige Gesundheitsminister Maithripala Sirisena. Laut dem offiziellen Wahlergebnis erzielte der 63-Jährige 51,3 Prozent der Stimmen. Für den bisherigen Präsidenten Mahinda Rajapaksa (69) votierten am Donnerstag 47,6 Prozent der Stimmberechtigten. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge wurde Sirisena mittlerweile bereits vereidigt.

Sirisena galt jahrelang als enger Mitarbeiter Rajapakses. Im November hatte er seinem Chef unerwartet die Freundschaft aufgekündigt, um bei der Wahl gegen ihn anzutreten. Der seit zehn Jahren regierende Rajapakse wertete das als schweren Vertrauensbruch. Er ging als Favorit in die Wahl. Sirisena sollte laut Medienberichten noch am Freitag den Amtseid ablegen.

Mehrere Brüder in Regierungsämtern

Drei Viertel der 20 Millionen Einwohner Sri Lankas sind Singhalesen. Sie halten Rajapakse zugute, dass er den jahrzehntelangen Bürgerkrieg gegen tamilische Rebellen 2009 beendete und die Wirtschaft ankurbelte. Menschenrechtler warfen ihm dagegen vor, zu viel Macht im Präsidentenamt zu versammeln. Mehrere Brüder Rajapakses bekleideten hohe Regierungsämter.

Sirisena hat eine internationale Untersuchung zu mutmaßlichen Kriegsverbrechen der Armee während des Krieges gegen die tamilische Rebellenorganisation LTTE (Befreiungstiger von Tamil Eelam) gefordert. Außerdem will er das Parlament stärken und die Macht dezentralisieren. (APA, 9.1.2015)