Das Überwinden von Höhenangst: Hanno Settele beim Fallschirmsprung. Zu sehen am Donnerstag um 20.15 Uhr in ORFeins sowie später in der TVthek des ORF.

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Angst. Wann, wenn nicht jetzt? Einen Tag nach dem gezielten, kaltblütigen, politisch-religiös motivierten zwölffachen Mord mitten in einer europäischen Metropole. Mord an Karikaturisten und Journalisten, weil sie das demokratische Grundrecht auf Meinungsfreiheit in Anspruch nahmen - und weder Christentum noch Islam noch Judentum schonten. Und Mord an jenen Polizisten, die sie und ihr Recht schützen sollten.

Angst stand lang vor diesem schwarzen Mittwoch der Meinungsfreiheit im Hauptabendprogramm von ORF 1. Die zweite Ausgabe von Hanno Setteles spielfilmlangem Dokumentationsformat Dokeins. Lang abgedreht und geschnitten vor dem 7. Jänner 2015. Zu erkennen nicht allein an Setteles Cut der Angst über der Oberlippe.

Mit dem inzwischen abrasierten Schnauzer und der patenten Wiener Psychologin Kristina Hennig-Fast rauscht Settele da über Achterbahnen der Angst: von Niki Laudas Feuerunfall zum Vogelspinnenzüchter. Vom Messerwurf im "Zirkus des Grauens" und überdreht in die Kamera gestikulierenden Fallschirmprofis, an denen Settele und Henning-Fast da hingen, zum Tsunami von 2004. Vom Zahnarzt zu Bomben in und Flucht aus Syrien.

Warum die Bilder von diesem Kriegsschauplatz mit einem bosnischen Wiegenlied untermalt waren, ist nur eine klitzekleine Frage neben der großen. So rasch und profund die ZiBs berichteten, so fix der ORF in Mittwochsrunde und am "Runden Tisch" diskutieren ließ: Erwartete man nach diesem Mittwoch nicht etwas anderes unter einer Hauptabenddoku über Angst? Das Thema, zugegeben, passte selten so gut in die Zeit. (Harald Fidler, DER STANDARD, 9.1.2015)