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Die Provinz Alentejo soll auf großen Ölvorräten sitzen.

Foto: EPA/VALDRIN XHEMAJ

Der akute Verfall des Rohölpreises stoppt noch in keiner Weise die emsige Suche nach neuen Lagerstätten. Insbesondere im Mittelmeerraum (Spanien, Griechenland, Zypern, Algerien) und auch in Portugal, insbesondere vor dessen Atlantikküste, fokussierten zuletzt Regierungen und Erdölkonzerne ihre Anstrengungen. Offenbar mit Erfolg.

Wie die portugiesische Wochenzeitung Sábado berichtet, sollen - wohl unter dem Boden der Provinz Alentejo und in den Tiefen abseits der Küste - beachtliche Mengen an Erdöl (mindestens eine Milliarde Barrel, zum aktuellen Preis immerhin 43 Milliarden Euro) schlummern. Auch beträchtliche Erdgasmengen, im Wert von einem Viertel der portugiesischen Wirtschaftsleistung, sollen gefunden worden sein. Solche Zahlen sind Balsam für den erst im Vorjahr aus dem Troika-Rettungsprogramm entlassenen Krisenstaat.

Viele offene Fragen

Ioniq Capital Partners Limited, ein britisches Unternehmen, das sich auch auf Satelliten-Fernerkundung spezialisierte, bestätigte der Regierung unter Premier Pedro Passos Coelho (PSD) sechs Vorkommen (nur eines davon offshore). Das Unternehmen schrieb das Energie- und Umweltministerium in Lissabon bereits im Oktober 2014 an. In dem Schreiben, das Sábado zitiert, heißt es, Ioniq Capital könne mit ersten Schritten zur Förderung der fossilen Brennstoffe beginnen.

Seitens des Ministeriums gibt man sich bedeckt, bestätigt werden nur Gespräche mit Ioniq. Wobei es einzig um Klärung des gesetzlichen Rahmens gegangen sei: "Man habe niemanden mit der Suche beauftragt", hieß es aus dem Kabinett von Minister Jorge Moreira da Silva. Ioniq-Projektleiter Damon Walker bedauerte, dass "man nicht einmal die Höflichkeit hatte, auf unser Schreiben zu antworten".

Immerhin handle es sich um mehrere Milliarden Euro, die Portugal durch die Ölförderung verdienen könne. Vor-Ort-Studien und Probebohrungen würden lediglich 7,2 Millionen Euro kosten. Das sei weitaus weniger als das Budget, das Portugals Ölkonzern Galp und Italiens Eni für Tiefseebohrungen vor der Atlantikküste veranschlagen.

Dämpfer für Repsol

Die umstrittene Erdöl- und Erdgassuche des spanischen Ölgiganten Repsol in den Meerestiefen vor den Kanarischen Inseln erhielten unterdessen einen ersten Dämpfer. Wie zum Jahreswechsel vermeldet wurde, wären zwei Gasblasen am Sandía genannten Punkt vor Lanzarote "von null Rentabilität". Umweltschützer und viele Bürger der Inselgruppe, die in Massenprotesten gegen das Vorhaben Widerstand leisteten, können erst einmal aufatmen. Freilich wird das Sondierungsschiff noch zig weitere Probebohrungen vor Ort durchführen.

Proteste flammen aktuell auch gegen einen skurril anmutenden Plan für Schiefergas-Fracking in der Sahara Südalgeriens auf. Just um die größte Oase der Region, Tamanrasset (knapp 76.000 Einwohner), 2000 Kilometer südlich der Hauptstadt Algier gelegen, wird der Staatskonzern Sonatrach Schiefergas fördern. Erste Pilotanlagen wurden kürzlich in Betrieb genommen.

Proteste gegen Projekt

Seit Wochen wird bereits gegen das Projekt mobilisiert. Zuletzt am Dreikönigstag, als, wie die Tageszeitung El Watan berichtete, mehr als 2000 Studenten und Universitätslehrer der hiesigen Alma Mater einen Protestmarsch organisierten. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass im größten Staat des Maghreb absolutes Demonstrationsverbot herrscht. (Jan Marot aus Granada, DER STANDARD, 9.1.2015)