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Im Bild: Veröden eines Gefäßes mit dem Laser. Bei manchen Zwillingsschwangerschaften kann es zu einem lebensbedrohlichen Ungleichgewicht im Blutaustausch kommen.

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Graz - Von den österreichweit jährlich rund 1.300 Zwillingsschwangerschaften wird ein Drittel als eineiige Zwillinge ausgetragen, die sich häufig die Plazenta (Mutterkuchen) teilen müssen. Bei manchen kann es zu einem lebensbedrohlichen Ungleichgewicht im Blutaustausch kommen. Am Grazer Uniklinikum wird dieses Syndrom durch einen minimalinvasiven Lasereingriff besser behandelbar.

Die Diagnose FFTS (feto-fetales Transfusionssyndrom) ist für werdende Eltern von Zwillingen keine angenehme Nachricht: Sie bedeutet, dass ihre beiden eineiigen Zwillingsföten nicht nur einen gemeinsamen Mutterkuchen teilen, sondern dabei durch unübliche Blutgefäßverbindungen ein Zwilling überversorgt und der andere unterversorgt ist. "Diese Komplikation ist glücklicherweise selten, unerkannt und unbehandelt endet das für die allermeisten ungeborenen Babys meist tödlich", schilderte Philipp Klaritsch von der Uniklinik für Frauenheilkunde der Med-Uni am Donnerstag bei einem Pressegespräch.

Kompetenzentrum für komplizierte Zwillingsschwangerschaften

Bisher habe man im Falle eines FFTS - das im ersten Schwangerschaftsdrittel per Ultraschall über deutliche Unterschiede bei der Menge des Fruchtwassers erkennbar wird - lediglich das überschüssige Fruchtwasser mittels Punktion abgelassen. An der Grazer Uniklinik für Frauenheilkunde geht man einen anderen Weg: Hier werden die Verbindungen zwischen den Blutgefäßen der beiden Kreisläufe der Ungeborenen mittels Laser-Eingriff unterbunden.

Durchgeführt wird dieser in dem vor vier Jahren eigens für die Betreuung und vorgeburtliche Behandlung dieser komplizierten Zwillingsschwangerschaften eingerichteten Kompetenzentrum. Es wurde als bisher einziges österreichisches Zentrum dieser Art mit einem ISO-Zertifikat ausgezeichnet, sagte Klaritsch, der die Einheit für intrauterine Lasertherapie in Graz leitet.

Gefäßverbindungen mittels Laserenergie verschlossen

Der endoskopische Eingriff wird in Graz jährlich rund 20 mal unter örtlicher Betäubung vorgenommen: "Die Frauen werden meist rund um die 20. Schwangerschaftswoche aus vielen Teilen Österreichs überwiesen, kommen aber auch aus Ungarn und Slowenien zu uns", so Klaritsch. Beim Eingriff werden die verantwortlichen Gefäßverbindungen mittels Laserenergie verschlossen und abschließend das überschüssige Fruchtwasser abgezogen. "Meistens überleben beide Kinder und langfristig ist die Mehrheit der Kinder gesund", sagte der Mediziner. Konkrete Erfolgszahlen wollte Klaritsch aufgrund der geringen bisherigen Fallzahl nicht nennen. (APA, 9.1.2015)