Das Gerücht blüht bekanntlich dann am üppigsten und buntesten, wenn Fakten fehlen und keiner weiß, was wirklich Sache ist. So gesehen ist der Nährboden in Berlin für eine "Grexit"-Debatte seit Tagen ideal, den Dünger liefern diverse Medien.

Für Kanzlerin Angela Merkel habe ein Euroausstieg Griechenlands den Schrecken verloren, schreiben der Spiegel und die Bild-Zeitung. Aber nein, ein solches Szenario sei auch im Falle eines Wahlsiegs von Alexis Tsipras nicht vorgesehen, halten Süddeutsche und Zeit dagegen. Allesamt Medien, die nicht im Verdacht stehen, völlig uninformiert über interne Vorgänge im Berliner Kanzleramt zu sein. So kann sich jeder aussuchen, was er möchte, und das kommt Merkel gar nicht ungelegen.

Denn mehr als einen Wahlsieg der linken Syriza-Partei in Griechenland fürchtet die deutsche Kanzlerin das weitere Erstarken der eurokritischen AfD, der Alternative für Deutschland, in ihrer eigenen Heimat. Diese hat recht unbarmherzige Ansichten, was Griechenland und den Euroraum betrifft. Nämlich: Raus mit euch, aber dalli!

Da zeigt man doch als Angela Merkel den Griechen auch gerne mal die kalte Schulter, natürlich nicht direkt, das erledigen schon ein paar gezielte Indiskretionen. Offiziell wird erklärt, man wolle Griechenland selbstverständlich im Euro halten. Sie werden es schon verstehen, die Wähler – nicht die griechischen, sondern die deutschen. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 8.1.2015)