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Diesem Griechen winkt Gesundheit: Bei einer Dreikönigsfeier schnappte er sich als Erster ein Holzkreuz aus dem eiskalten Wasser.

Foto: APA / EPA / Alexandros Beltes

Wien/Athen - Dass die linke Syriza-Partei in den Umfragen zu den griechischen Neuwahlen Ende Jänner in Front liegt, sorgt für Aufregung unter Politikern und Investoren. Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro ist plötzlich wieder denkbar. Syriza-Chef Alexis Tsipras will zwar wie die Mehrheit der Griechen im Euro bleiben, für Teile seiner Partei ist ein Austritt aber vorstellbar. Dass das Land zumindest wirtschaftlich wahrscheinlich wenig davon hätte, zeigt jetzt eine Analyse von Guntram Wolff, dem Chef der Brüsseler Denkfabrik Bruegel.

Die Arbeitskosten sind in Griechenland in den vergangenen Jahren zwar massiv gefallen, das hat der Exportwirtschaft im Prinzip aber gar nichts gebracht. Die griechischen Exporterträge sind kaum gestiegen. Im Vergleich zu Irland ist Griechenland etwa ein Viertel billiger geworden. Die irischen Exporte sind im Gegensatz zu den griechischen nominal aber um 25 Prozent gestiegen.

Eine Rückkehr zu einer viel billigeren Drachme würde der griechischen Wirtschaft also auf absehbare Zeit nicht helfen, sagt der Bruegel-Chef. Im Gegenteil: "Die Importe würden teurer. Ein iPad oder ein Computer würden plötzlich viel mehr kosten", sagt Wolff. "Der Exportsektor ist sehr klein. Es gibt nicht die Kapazitäten, um hier schnell große Wachstumszahlen zu generieren."

Damit widerspricht der Deutsche seinem Landsmann, Hans-Werner Sinn. Der Chef des ifo-Instituts hat im Handelsblatt erneut den Austritt aus dem Euro als einzige Hoffnung bezeichnet, um die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Unternehmen wiederherzustellen.

Viel Schulden, wenig Zinsen

Was Bruegel-Ökonom Wolff von einem von Syriza geforderten Schuldenschnitt halten soll, weiß er nicht ganz. "Die Zinsbelastung ist derzeit nicht sehr hoch. Die Schulden aber schon", sagt er. Es komme darauf an, wie sich die Staatsschulden in den nächsten zehn Jahren entwickeln. Das hänge wiederum davon ab, um wie viel die griechische Volkswirtschaft wachse und ob der griechische Staat weiterhin einspare.

"Mit den positiven offiziellen Annahmen der Geldgeber würde der Berg recht rasch schrumpfen, sagt Wolff. Wächst die griechische Wirtschaft in den nächsten sechs Jahren wie prognostiziert um vier Prozent pro Jahr, dann würde die Schuldenquote von jetzt 175 auf 125 Prozent sinken, zeigt eine Berechnung des Ökonomen.

Er plädiert dafür, die Rückzahlung der Staatsschulden an das Wachstum zu binden. Wächst die Wirtschaft nicht so schnell wie erwartet, soll es einen automatischen Schnitt geben. (sat, DER STANDARD, 8.1.2015)