Wien - Frösche sind nur schwer über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg zu untersuchen, da die Umwandlung von der Kaulquappe zum voll entwickelten Tier mit enormen körperlichen Veränderungen einhergeht. Wiener Forscher fanden nun einen Weg, einzelne Individuen dennoch in unterschiedlichen Entwicklungsstadien verlässlich zu identifizieren, berichteten sie im Fachblatt "Molecular Ecology Resources". Der Ansatz eröffnet neue Forschungsperspektiven bei Amphibien.

"In der Metamorphose, also dem Übergang von der Kaulquappe zum Jungfrosch, wird eigentlich der komplette Körper umgebaut", erklärte Eva Ringler vom Department für Integrative Zoologie der Universität Wien. Das sei auch der Grund, warum es so schwierig ist, den gesamten Lebenszyklus einzelner Tiere in freier Wildbahn zu verfolgen.

Implantate und Tattoos

Ausprobiert wurde schon vieles: Im Laufe der letzten Jahrzehnte injizierten Forscher Kaulquappen etwa winzige Plastikkügelchen oder Mini-Transponder, in der Hoffnung, diese Implantate bei den erwachsenen Tieren später wieder zu finden. Auch mit einer Art Tätowierung und verschiedensten Farbmarkierungen wurde schon experimentiert. "Es gibt zwar einige Studien, wo hin und wieder etwas funktioniert hat, aber leider nicht verlässlich", so die Ringler.

Für eine Analyse des individuellen genetischen Codes braucht es mittlerweile nur noch wenige Zellen. Daher testeten die Wiener Forscher einen auf Genanalysen beruhenden Ansatz im Rahmen eines Feldexperiments an Pfeilgiftfröschen der Spezies "Allobates femoralis" im Regenwald von Französisch Guyana. Dort war es ihnen möglich, eine Frosch-Kolonie auf einer vorher von den Tieren unbewohnten kleinen Insel inmitten eines Flusses neu anzusiedeln. So war sicher gestellt, dass es sich um eine geschlossene Population ohne Zuzug und Abwanderung handelte, es also prinzipiell möglich war, alle überlebenden Tiere auch wieder zu finden.

Individuen langfristig beobachten

"Wir haben von den anfänglich 1.800 Kaulquappen, den Jungfröschen und den adulten Tieren Proben entnommen, erklärte die Biologin. "Das war das erste Mal, dass wir das über mehrere verschiedenen Lebensstadien gemacht haben." Anschließend analysierten die Forscher jeweils 14 kurze DNA-Abschnitte, sogenannte "Mikrosatelliten", die sich von Individuum zu Individuum stark unterscheiden. Da sich der individuelle genetische Code im Laufe des Lebens nicht verändert, sollte es mithilfe genetischer Methoden möglich sein, einzelne Kaulquappen als adulte Frösche wiederfinden zu können.

Die Forscher verglichen nun mehrere Methoden dahin gehend, ob sie die genetischen Proben der jungen und adulten Frösche jenen der Kaulquappen eindeutig zuordnen können - mit außergewöhnlich verlässlichen Ergebnissen. Auf diese Weise könne man Amphibien nun viel langfristiger und großräumiger verfolgen, so Ringler. Auch Analysen dazu, welche Tiere sich in unterschiedlichen Lebensräumen über den gesamten Lebenszyklus hinweg besser behaupten können, seien nun möglich. (APA/red, derStandard.at, 5.1.2015)