Santiago de Chile - Chiles Gesundheitsministerin Helia Molina hat ihren Rücktritt erklärt. Zuvor war sie wegen Äußerungen zu Abtreibungen in Reichen-Kliniken heftiger Kritik ausgesetzt worde, wie das Lateinamerika-Portal "amerika21.de" am Sonntag berichtete. In dem südamerikanischen Land sind Abtreibungen gesetzlich verboten.

In einem Interview hatte die Medizinerin ausgeführt, dass in allen Kliniken der Oberschicht viele konservative Familien ihre Töchter abtreiben lassen haben. Leute mit viel Geld bräuchten keine Gesetze, so Molina weiter, denn sie verfügten über die nötigen Mittel, um nach Miami, Argentinien oder Kuba zu fahren, um dort legal abzutreiben.

Zugleich hatte sie die Einbringung einer Gesetzesvorlage für Mitte Jänner 2015 angekündigt, nach der Schwangerschaftsunterbrechung in drei Fällen erlaubt sein sollten: bei Gefahr für das Leben der Mutter, bei einer Missbildung des Fötus und bei einer Schwangerschaft infolge einer Vergewaltigung.

Geschätzte 70. 000 heimliche Abtreibungen pro Jahr

Die Regierung von Chiles Präsidentin Michelle Bachelet distanzierte sich von der Ministerin. Bei rechten Politikern und beim Klinikverband lösten Molinas Stellungnahmen laut "amerika21.de" scharfe Reaktionen aus, die in der Forderung nach ihrem Rücktritt gipfelten.

Aus dem Präsidentenpalast verlautete, die Äußerungen der Ministerin stellten deren persönliche Auffassung dar und gäben nicht die Vorstellung der Regierung wieder. Unterstützung erhielt Molina von Carolina Toha Morales, der Bürgermeisterin der Hauptstadt Santiago: "Wir alle wissen, dass ein Verbot nicht verhindert, dass gut bemittelte Frauen sicher abtreiben können. Helia Molinas Haltung angesichts der Ungleichheit ist anerkennenswert."

In Chile wird von mindestens 70.000 heimlichen Abtreibungen jährlich ausgegangen, andere Schätzungen sprechen sogar von bis zu 140.000 Schwangerschaftsabbrüchen. Da eine Abtreibung als Straftat gilt, gibt es keine verlässlichen Angaben. (APA, 5.1.2015)