Die Innsbrucker Klockerstiftung bietet nicht nur einen der höchstdotierten Kunstpreise des Landes, sondern auch etwas fürs Auge.

Foto: Günter Wett

Innsbruck - Betritt man die Räumlichkeiten der Villa Klocker im Innsbrucker Stadtteil Arzl, fühlt man sich wohl. Wohl deshalb, weil man hier das Gefühl hat, als Mensch mitbedacht worden zu sein. Hier stimmen die Proportionen, das Spiel zwischen Offenheit im Erdgeschoß und Privatheit im Obergeschoß, der bewusste Einsatz der Blickachsen, die Ausblicke auf die südlich gelegene Stadt genauso ermöglichen wie Rückzugsbereiche.

Das Gebäude wurde in den Jahren 1959 und 1960 nach Plänen von Wilhelm Adamer als Wohnhaus für die Familie Klocker errichtet. Hans Klocker gründete 1951 ein Autohaus und kam in den wirtschaftlichen Boom-Jahren rasch zu Geld.

In den Jahren 2013 und 2014 leitete Architekt Max Schönherr behutsam die Sanierung des Baujuwels. Bis hin zu den originalgetreuen Bezügen der Polstermöbel wurde auf Details geachtet und handwerkliches Fingerspitzengefühl bewiesen.

Heute ist das Gebäude der Sitz der Klockerstiftung. Emmy Klocker, die 2006 verstorbene Ehefrau von Firmengründer Hans Klocker, überführte 1998 das Vermögen und eine beachtliche Kunstsammlung in die Stiftung.

Sie wollte damit die Erinnerung an ihren Mann und den früh verstorbenen Sohn durch die Förderung von Kunst pflegen. Die heute etwa 1200 Werke umfassende Sammlung österreichischer Kunst mit Tiroler Schwerpunkt nahm in den 1960er-Jahren durch Ankäufe des Sohnes Wolfgang ihren Anfang.

Jährliche Ankäufe

Die Familie pflegte Freundschaften zu Künstlerkreisen rund um Max Weiler und Paul Flora, deren Bilder sich auch in der Sammlung finden. Neben weiteren Tiroler Positionen etwa von Oswald Oberhuber und Markus Prachensky sind auch Werke von Günter Brus, Hermann Nitsch oder Christian Ludwig Attersee vertreten. Internationale Positionen und Werke von Künstlerinnen fehlen jedoch weitgehend.

Diese Lücken sollen nun durch jährliche Ankäufe, für die 100.000 bis 200.000 Euro aus dem Stiftungsvermögen zur Verfügung stehen, sukzessive geschlossen werden.

Hochdotierter Kunstpreis

Darüber hinaus vergibt die Stiftung alle zwei Jahre einen Kunstpreis, der 2014 erstmals gestiftet wurde und an Lois Weinberger ging. Mit 70.000 Euro - 20.000 davon sind Preisgeld, der Rest verteilt sich auf Ankauf, Publikation und/oder Ausstellung - wurde dem Wunsch Emmy Klockers Rechnung getragen, einen der höchstdotierten Kunstpreise Österreichs zu schaffen.

Alternierend zum alle zwei Jahre vergebenen Hauptpreis gibt es ein oder zwei extra in Aussicht gestellte Förderpreise mit einem Preisgeld von 5000 Euro und einem Budget von bis zu 60.000 Euro.

Diverse Stipendien

Neben dem Preis wird ein Programm für internationale Stipendiaten ausgeschrieben, die an der Aufbereitung der hauseigenen Sammlung arbeiten sollen. Im Herbst nächsten Jahres wird der erste Stipendiat kommen, der dann im ersten Stock der Arzler Villa wohnen und arbeiten wird: mit Ausblick auf den Skulpturengarten.

Ein Ziel der Stifterin war auch, im Andenken an die Familie ein Klockermuseum in Innsbruck zu errichten. Nachgedacht wurde über einen Neubau am Marktplatz bis hin zu einer baulich erweiterten Galerie im Taxispalais.

Letztlich scheiterten all diese Bemühungen. Derzeit von den Tiroler Landesmuseen verwaltet und zum Großteil in den Depots einer Kunstspedition gelagert, sollen die Arbeiten 2017 in das neue Sammlungszentrum in Hall übersiedeln.

Man darf gespannt sein, in welcher Form die Sammlung oder Teile davon ab 2018 in einem dann neu aufgestellten Landesmuseum Ferdinandeum integriert und der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Kompromissergebnis

Eine diesbezügliche Vereinbarung zwischen Land und Stiftung gibt es, und sie stellt auch das Kompromissergebnis des jahrelangen Hin und Her um ein eigenes Kunsthaus dar.

Die Klockerstiftung bereichert die Kunstförderlandschaft in beachtlicher Weise, Innsbruck bleibt aber weiterhin eine der letzten Landeshauptstädte ohne Museum für aktuelle Kunst. (Robert Gander, DER STANDARD, 5./6.1.2015)