Der burgenländische Winzer Claus Preisinger wurde für den Bau seines Betriebes in Gols mit dem Bauherrenpreis ausgezeichnet. In Sachen Wohnen ist er um einiges genügsamer, erfuhr Michael Hausenblas.

"Ich wohne allein in einer fünf Jahre alten Genossenschaftswohnung im burgenländischen Weiden am See, nicht weit von meinem Betrieb in Gols. Die Wohnung liegt unter dem Dach, im dritten Stock eines Hauses, in dem insgesamt zwölf Parteien zu Hause sind. Von der Umgebung her ist das perfekt, weil ich im Prinzip mitten in meinen Weinbergen daheim bin. Vom Stiegenhaus aus schaue ich auf meine Weingärten am Rosenberg und am Bühl - das ist meine wichtigste Lage

Der burgenländische Winzer Claus Preisinger an seinem über 100 Jahre alten Küchentisch, der ihm besonders am Herzen liegt. Wein gibt's bei ihm wenig zu finden.
Foto: Pilo Pichler

Klar ist mir der See auch wichtig, er hat sehr viel Kraft, und gerade der nördliche Rand des Sees ist ein ganz besonderes Fleckerl. Wenn man so wie ich beruflich viel unterwegs ist und an interessante Orte kommt, dann bekommt der Begriff Heimat schon eine andere Bedeutung. Wie gesagt, ich würde diesen Landstrich mit Kraft umschreiben. Im Winter schwächelt er ein wenig, aber wenn der Frühling wiederkommt, dann ist es einfach herrlich hier, abgesehen davon, dass ich in 40 Minuten in Wien und in einer halben Stunde in Bratislava bin.

Aber zurück zum Wohnen: Meine Wohnung hat insgesamt 100 Quadratmeter, am wichtigsten ist mir der große Wohnraum. Da gibt's meine Couchecke, die Küche und den großen Esstisch, der mir besonders am Herzen liegt. Er ist aus Kirschholz, weiß gestrichen, über 100 Jahre alt und einfach einzigartig. Er kam über einen Freund, einen Kunsthändler, aus Polen zu mir. Früher stand das gute Stück in meinem Verkostungsraum im Betrieb.

Ansonsten bin ich sehr reduziert eingerichtet, es herrscht die Farbe Weiß, es gibt ein paar Accessoires und die blauen und gelben Schalensessel von Ray und Charles Eames, moderne Klassiker, die ich sehr gerne habe.

Aber ich hab eigentlich nicht viel Zeit zum Wohnen, ich komm selten vor 21, 22 Uhr nach Hause. Im Betrieb geht's sehr stressig zu, man hat permanent mit Leuten zu tun, das bedeutet viel Kommunikation, da ist es schon fein, wenn man daheim abschalten kann. So gesehen lebe ich fast eher im Betrieb. Ich koche auch kaum zu Hause, und Wein werden Sie bei mir daheim auch nicht viel finden. Besuch gibt's nur sehr selten, der findet auch eher in der Küche der Firma statt. Die ist sozusagen mein zweites Wohnzimmer.

Neben der zentralen Wohnküche habe ich noch zwei weitere Zimmer, eins davon ist zum Schlafen da. Einen Schrankraum kann ich auch noch bieten. Außerdem empfinde ich die hohe Raumhöhe in der Wohnung als sehr angenehm. Ich mag's nicht, wenn die Decke nach unten drückt.

Ein Traum von mir wäre ein Haus am Neusiedler See oder ein ganz alter Zirkuswagen à la Roncalli. Den würde ich mir selbst herrichten, mit alten Holzmöbeln bestücken und mitten auf eine Wiese stellen. Daneben käme ein Teich hin. Das wär schon was. Man sieht, ich brauch nicht viel Platz, wenn's ums Wohnglück geht.

Warum so viele Winzer Wert auf moderne Architektur legen, ist eine gute Frage. Das gilt ja auch für Weingüter in Spanien, Deutschland, den USA oder Neuseeland. Mein Betrieb hat vor vier Jahren sogar den österreichischen Bauherrenpreis abgestaubt, ein wirklich spannendes Architekturprojekt - es lohnt sich, zu googeln. Entworfen hat ihn die Architektentruppe von propeller z. Ich wollte etwas Modernes mit natürlichen Materialien, das ein Statement setzt. Klar könnte man auch einfach eine Paneelhalle hinstellen. Ich glaube, es geht um einen Ausdruck, der die Qualität der Produkte, die man erzeugt, rüberbringt. Natürlich könnte das auch für einen Hersteller von Schrauben gelten. Vielleicht wollen Winzer das einfach stärker rauskehren." (DER STANDARD, 3.1.2015)