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In Deutschland wurde der E10 eingeführt und hat nun einen Marktanteil von etwa 15 Prozent. Motorprobleme gibt es kaum.

Foto: dpa/David Ebener

Wien - Die Gründe, die 2012 zu einem Moratorium bei der Biospritbeimischung geführt haben, gebe es nicht mehr, erklärt Agrana-Chef Johann Marihart. "Das hatte damit zu tun, dass die Getreidepreise damals hoch waren und die Ernten knapp. Das hat die Ernährungsdebatte natürlich angeheizt. Jetzt ist es umgekehrt."

Der Zucker- und Biospritkonzern möchte deshalb eine neue Diskussion um den E10, die zehnprozentige Beimischung von Biosprit in konventionellem Benzin, starten. Ethanol, so Marihart, notiere mittlerweile auf Benzinniveau, weshalb eine steuerliche Begünstigung im Rahmen der Mineralölsteuerbefreiung nicht nötig sei. "E10 statt E5 würde unveränderte Preise bedeuten."

Zur Erinnerung: Der Plan war, den E5, eine Benzinmischung mit fünf Prozent Bioethanol, im Herbst 2012 auf E10 zu verdoppeln. Nach einem Sturm der Entrüstung - Lebensmittel gingen als Nahrung verloren und benötigten eine intensive Landwirtschaft - stoppte der damalige Agrarminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) den E10-Plan. Mittlerweile hat sich auch das EU-Parlament gegen strikte, immer höhere Beimischungsvorgaben ausgesprochen. Substitutionsziele (zum fossilen Kraftstoff) sind mittlerweile nur Empfehlungen, keine obligatorischen Vorgaben.

Sieben Prozent

Laut agrarischem Informationszentrum AIZ sprachen sich die EU-Energieminister erst im Dezember für maximal sieben Prozent Biotreibstoffe (also Biosprit sowie Biodiesel) am gesamten Kraftstoffverbrauch bis zum Jahr 2020 aus.

Bei der Agrana führt man vor allem die 190.000 Tonnen Treibhausgase (CO2, Kohlendioxid) ins Feld, die Österreich Jahr für Jahr nicht abziehen kann. Derzeit werden nämlich im Agrana-Werk Pischelsdorf aus rund 500.000 Tonnen Getreide 240.000 Kubikmeter Bioethanol hergestellt. Das ergibt ein Treibhausgaseinsparpotenzial von 380.000 Tonnen CO2. Davon wird aber nur die Hälfte in Österreich klimawirksam; der Rest des Bioethanols geht in den Export, zu OMV-Töchtern in Rumänien und Bayern und verschönert dort die Klimabilanz. In Deutschland wurde der E10 übrigens eingeführt. Entgegen anfänglich großer Bedenken, der E10 führe zu Motorschäden, gab es kaum Probleme.

Weniger Gensojaimporte

Besonders das Argument der Verdrängung im Nahrungsmittelsektor ärgert Marihart. Die heimische Ethanolproduktion im Werk Pischelsdorf führe nämlich zu weniger Importen von Soja und Sojaschrot, die ja häufig gentechnisch manipuliert seien. Das bei der Biospritherstellung quasi als Reststoff anfallende Eiweiß wird nämlich zu Futtermittel verarbeitet. "120.000 Tonnen Sojaimporte aus Übersee können so jährlich vermieden werden." (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 5.1.2015)