Wien - Vom Ruhm und Glanz des monegassischen Fürstentums ist in der Hütteldorfer Straße im 15. Wiener Gemeindebezirk nichts zu merken. Auf der Fassade des kleinen Automatensalons Monte Carlo ist zwar noch in großen Lettern "Open" zu lesen. Mit dem neuen Jahr wurde der Laden aber dichtgemacht.

Drinnen deutet nicht mehr viel darauf hin, dass hier bis vor kurzem einarmige Banditen standen. Ein paar Flaschen stehen noch herum. Die Geräte wurden bereits abgebaut. Ein Techniker ist im Hinterzimmer noch mit den letzten Abbauarbeiten beschäftigt.

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Wie berichtet, trat mit 1. Jänner eine neue Rechtslage in der Bundeshauptstadt in Kraft. Das kleine Glücksspiel (zehn Euro Maximaleinsatz pro Spiel) ist nach Auslaufen einer längeren Übergangsfrist nun offiziell verboten.

Angesichts der drohenden Strafen (bis zu 22.000 Euro pro Gerät) halten sich offenbar auch die meisten bisherigen Betreiber an das Verbot. Darauf deutet zumindest ein STANDARD-Lokalaugenschein vom Freitag hin. Auch der Sprecher des Automatenverbands, Helmut Kafka, berichtet, "die große Mehrheit" habe zugesperrt. Zusatz: "Ob ganz oder nur vorübergehend, kann man derzeit noch nicht abschätzen."

Auf der Hütteldorfer Straße war am zweiten Tag des neuen Jahres jedenfalls nicht an Spielen zu denken. Hier standen bisher alle 50 bis 100 Meter Spielsalons oder Cafés mit Automaten. Die Betreiber haben im 15. Bezirk ideale Verhältnisse vorgefunden. Das Durchschnittseinkommen der Bevölkerung ist niedrig, der Migrantenanteil hoch.

Deutlich wird bei der Tour durch Rudolfsheim-Fünfhaus die Marktmacht des niederösterreichischen Glücksspielkonzerns Novomatic. Die Standorte von Admiral gehören direkt zu Novomatic. Aber auch an den Glücksspiellokalen mit den Aufschriften Joker's oder Sporttipp prangt das Informationsschreiben der Niederösterreicher, dass man wegen der "angedrohten rechtswidrigen behördlichen Vollziehungsmaßnahmen" vorerst gezwungen sei, den Spielbetrieb einzustellen.

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Novomatic steckt aber auch drin, wo man es nicht auf den ersten Blick vermuten würde. Im kleinen Café Cherie in der Huglgasse unweit der Hütteldorfer Straße wurde der Spielbetrieb ebenfalls eingestellt. Der eine Automat ist nun in Plastik eingewickelt. Die Kellnerin drückt dem STANDARD eine kleine Broschüre von Admiral in die Hand. Darauf zu finden: alle Standorte in Niederösterreich. Und ein Versprechen: Wer sich bis 31. März in einer Filiale erstregistriere, bekomme ein Spielguthaben von "mindestens 50 Euro".

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Il caffè ein paar hundert Meter weiter. Ein Automat, eingehüllt in eine Plastikfolie. Es handle sich ebenfalls um ein Admiral-Gerät, erzählt die Dame an der Theke. Wobei das Plastik laut Finanzpolizei nicht vor möglichen Beschlagnahmungen schützt. Theoretisch seien die Geräte ja noch immer spielbereit, wird argumentiert.

Vertraglich abgesichert

Warum sich auch die kleinen Anbieter an die Novomatic-Entscheidung halten, dürfte mit den Verträgen zusammenhängen. Laut Kafka gibt es in den Mietkontrakten weitreichende Mitspracherechte für die Gumpoldskirchener.

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Allerdings hält sich auch die Konkurrenz von Wettpunkt vorerst an das amtlich verfügte "Game over". Die Kette wurde vor drei Jahren vom russischen Investor Valentin Bukhtoyarov übernommen. Im "Tivoli World", wo man bereits um 11.00 Uhr am Vormittag gerne zum Bier greift, wurden "die Automaten schon weggeräumt", wie eine Kellnerin bescheinigt.

Legal angeboten werden dürfen aber weiterhin Sportwetten. Sie fallen in Österreich nicht unter die Definition von Glücksspiel.

Für jene Betreiber, die sich doch nicht an das Verbot halten, dürfte es nächste Woche spannend werden. Dann ist mit Razzien der Finanzpolizei zu rechnen. (Günther Oswald, derStandard.at; 2.1.2014)