Bild nicht mehr verfügbar.

Ein deutscher Kriminalbeamter sichtet kinderpornografisches Material. Im Dark Web soll achtzig Prozent des Traffics durch solche Inhalte erzeugt werden, so eine umstrittene Studie.

Foto: AP/Schulz

Ein Vortrag am 31C3 in Hamburg zeichnet ein düsteres Bild vom "Dark Web", also jenen Seiten im Netz, die nicht von Suchmaschinen gelesen werden und quasi "versteckt sind". Über 80 Prozent des Traffics in diesem auch Deep Web oder Hidden Web genannten Bereich entstünden im Zusammenhang mit Pädophilie, so der IT-Forscher Gareth Owen am 31C3. Er hat die Nutzung des Deep Webs für eine Studie der Portsmouth University untersucht.

Scharfe Kritik

Owen zeigt sich selbst von den Zahlen "tief schockiert", da er laut Business Insider der Ansicht gewesen ist, das Deep Web sei "prinzipiell etwas sehr Gutes". Tatsächlich fand Owen auch heraus, dass "nur" zwei Prozent der Websites im Dark Web auch kinderpornografische Inhalte anbieten. Seine Studie wird nun von mehreren Seiten scharf bemängelt. Der Tenor dieser Kritik lautet sinngemäß, dass Owens falsche Schlüsse aus den Zahlen ziehe.

DDOS-Attacken und Surfverhalten

So führt Tor-Betreiber Roger Dingledine gegenüber Wired drei Argumente in die Diskussion ein: Er berichtet etwa von massiven DDOS-Attacken gegen Kinderpornoseiten, die von Hacktivisten durchgeführt werden. Wenn diese in die Zahlen der Studie einfließen, wird das Bild komplett verwischt. Zusätzlich ist das Surfverhalten von Pädophilen womöglich speziell zu werten, da diese sehr viele Bilder und Seiten anklicken und so mehr Traffic erzeugen. Schließlich werden die Seiten auch von Strafbehörden und Kinderschutzorganisationen genutzt, um Ermittlungen durchzuführen und Opfer zu identifizieren.

Tor-Nutzung ist nicht Dark Web-Nutzung

Außerdem muss genau zwischen der Nutzung des Anonymisierungsdienstes Tor und dem Deep Web differenziert werden: Zwar bietet Tor als Plattform einen Einstieg ins Deep Web an, eine Vielzahl von Tor-Nutzern ist allerdings im "normalen" Internet unterwegs, will also lediglich seine Spuren verwischen. Zu einem überwiegenden Teil seien Anonymisierungsdienste und Deep Web also mit positiven Konsequenzen verbunden. (fsc, derStandard.at, 2.1.2015)