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Marketing in eigener Sache: Für die "Bild"-Aktion "Ein Herz für Kinder" ließ sich Kai Diekmann im Dezember seinen Bart abrasieren. Die Rasur brachte 100.000 Euro. Jetzt gibt sich Diekmann wieder generös und bietet dem Bildblog seine Unterstützung an.

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"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann signalisiert Bereitschaft, das in Finanznot geratene Medienwatchblog "Bildblog" zu unterstützen. "Ich glaube allerdings, dass Bildblog das Geld von 'Bild' nicht annehmen würde. Sollte es anders sein, können wir uns gerne darüber unterhalten", sagt Diekmann in einem Interview mit dem "Tagesspiegel".

Diekmanns Avancen fallen nicht gerade auf fruchtbaren Boden. Eine Abfuhr kommt von Stefan Niggemeier, Gründer und mittlerweile "Bildblog"-Herausgeber: "Wir haben zwar wenig Geld, aber so lange wir noch ein kleines bisschen Restanstand und Selbstachtung haben, werden wir ganz sicher kein Geld von 'Bild' oder dem Springer-Verlag annehmen", so Niggemeier zu derStandard.at. Und: "Wir machen Bildblog ja nicht aus einer Laune oder dem Spaß an einer Rivalität heraus, sondern weil wir ernsthaft überzeugt sind, dass es wichtig ist, die Art von verantwortungsloser Berichterstattung, für die in Deutschland die "Bild"-Zeitung wie kein anderes Medium steht, zu bekämpfen."

Bildblog wurde 2004 gegründet, finanziert wird das Portal über Werbung und Spenden. Im Visier sind primär die "Bild"-Marken, auch wenn die Berichterstattung vor einigen Jahren auf andere Medien ausgedehnt wurde. Um unabhängig agieren zu könne, brauche es die Unterstützung der Leser: "Wir brauchen ein Spendenaufkommen, mit dem wir ein bis zwei Leute einigermaßen bezahlen können."

Diekmann: Ohne Geld kein Journalismus

Wie berichtet muss "Bildblog" aus finanziellen Gründen eine längere Pause einlegen. Der Betrieb soll Anfang Februar wieder aufgenommen werden. Derzeit wird auf der Seite um Spenden geworben. "Bild"-Chefredakteur Diekmann sieht darin einen Beleg für die Notwendigkeit von Paid Content. Ein Zug, auf den er mit Axel Springer aufgesprungen ist: "Wo kein Geld verdient wird, da gibt es auch keinen Journalismus", so der "Bild"-Chefredakteur, der auf "mehr als 250.000 vollzahlende 'Bild'-Plus-Kunden" verweist.

Den Digitalisierungskurs seines Hauses sieht er auf Schiene, auch, weil beispielsweise die verkaufte Auflage der "Bild"-Zeitung weiter sinkt. So gingen im dritten Quartal 2014 um mehr als acht Prozent weniger über den Ladentisch als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Über seinen Aufenthalt im Silicon Valley sagt er: "Hätte ich das Medium Papier retten wollen, wäre ich in die Wälder von Schweden gereist, wo die Bäume wachsen, auf denen 'Bild' gedruckt wird." Die Marke "Bild" sieht er gestärkt: Sie "hat gedruckt und digital noch nie mehr Menschen erreicht als heute. Wir liegen bei einer Netto-Reichweite von 28 Millionen Lesern." (omark, derStandard.at, 2.1.2015)