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Nicht nur wegen seinem Atomprogramm ist die isolierte Diktatur Nordkorea öfters im Gespräch, auch als Verdächtiger im Falle des großen Cyberangriffs auf Sony Pictures ist das Land derzeit oft in den Medien präsent.

Doch nur wenige wissen wirklich Genaueres darüber zu berichten, wie es sich in Nordkorea lebt. Einer davon ist der US-Amerikaner Will Scott, der an der Kim Il Sung-Universität in Pjöngjang Informatik unterrichtet. Am 31. Chaos Communication Congress (31c3) in Hamburg hat er einen Einblick in seine Erfahrungen gegeben.

Windows XP

Dabei hat er schnell mit einem Mythos aufgeräumt. Für Außenstehende entsteht schnell der Eindruck, auf den Computern in der Volksrepublik liefen vor allem Linux-Systeme, allen voran das von offizieller Seite entwickelte Red Star OS.

Dem sei allerdings nicht so. Hauptsächlich finde sich auf den PCs der Universität und den eigenen Laptops der Studenten Windows XP sowie vereinzelt Windows 7. Die Hardware selbst stammt aus China, dem Land mit den engsten Beziehungen zu Nordkorea.

Kein Zugang ins Intranet für Ausländer

Scott wird nach eigenen Angaben freier Zugang ins Internet gewährt, wofür er über einen Proxy der Universität ins Netz einsteigt. Alle Inhalte stünden ihm damit ungefiltert zur Verfügung. Für seine Schüler und einheimische Professoren gilt das allerdings nicht. Sie können nur eingeschränkt surfen, fasst Golem zusammen.

Umgekehrt haben sie jedoch vollen Zugang zum nordkoreanischen Intranet, das über ein eigenes DNS-System nebst Domains verfügt. Es dient als Quelle für Lehrmaterial, Nachrichten und andere Informationen, wobei die Studenten hauptsächlich mit Büchern arbeiten. Scott bleibt als Ausländer der Zugriff auf das Intranet hingegen komplett verwehrt. Die Studenten plagen sich offenbar öfter mit Malware-Infektionen. Denn auf eine entsprechende Frage antwortet Scott, dass sie ihre Betriebssysteme häufig neu installieren würden.

Tablets mit TV-Empfang

Auch Tablets seien in Nordkorea im Umlauf und können dort in Geschäften erworben werden. Dort werden auch Apps nachinstalliert, wenn die Grundausstattung nicht ausreiche. Denn über Bluetooth oder WLAN verfügten die Geräte nicht.

Dafür können sie Fernsehsignale empfangen, liefern aber ausschließlich das Programm der drei staatlichen Sender. Als Betriebssystem dient Android in einer modifizierten Fassung, wahrscheinlich basierend auf Version 4.0 "Ice-cream Sandwich". Wer lesen möchte, findet auf den Tablets sämtliche Werke der regierenden Kim-Dynastie.

Teurer Mobilfunk

Auch ein Mobilfunknetz gibt es in Nordkorea, das in Kooperation mit der ägyptischen Orascom errichtet wurde. Aufgrund der Preise dürfte der Zugang wohl nur in geschäftlichem Umfeld und von Privilegierten genutzt werden. Umgerechnet 80 Euro bezahlt man pro Monat für Telefonie, 120 Euro für ein Datenkontingent von 50 MB.

Scott unterrichtet in Pjöngjang vor allem Android-Programmierung sowie Umgang mit Datenbanken. Interesse an Hacking-Projekte, etwa mit dem Raspberry Pi, gebe es Seitens der Studenten, die Möglichkeiten seien jedoch eingeschränkt. (gpi, derStandard.at, 31.12.2014)

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