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Aleksey Igudesman mit der Violine und Hyung-ki Joo, der Mann am Klavier, gehen in ihrem Bestreben, Witzigkeit mit spielerischem Können zu verbinden, aufs Ganze. Es wird herumgeblödelt, aber nicht nur.

Foto: AP / Julia Wesely

Wien – Viola-Erobik, Robotic Dance, Body-Percussion, Beat-Boxing, Akrobatik, Feuerschlucken, Russischer Tanz, Samba, Salsa, Moonwalk und, und, und: Das sind neben allen möglichen klassischen und ausgefallenen Musikstilen die Ingredienzien jener Show, die im Wiener Konzerthaus am Silvesterabend erstmals zu erleben sein wird. The League of X-traordinary Musicians heißt das Projekt, das Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo schon seit einigen Jahren mit sich herumgetragen haben. Dafür haben sie eine Gruppe von Musikern angeheuert, die neben der virtuosen Beherrschung ihres Instruments noch eine andere besondere Fähigkeit mitbringen.

Igudesman: "Die Sache hat eine spannende Vorgeschichte. Wissen Sie, wie wir die Leute gefunden haben? Mit einigen hatten wir schon gearbeitet, aber die meisten haben wir auf Youtube gefunden. Es war irgendwie logisch, dass wir diese Schiene weiterverfolgen. Diese tollen Musiker haben wir dann kontaktiert und sie in den letzten Jahren irgendwo auf der ganzen Welt getroffen, in vielen verschiedenen Ländern. So haben wir nach und nach die League geformt." Was in den vergangenen Wochen in und für Wien entstanden ist, klingt einmalig.

So sieht es auch Hyung-ki Joo: "Ich glaube, so ein Projekt hat es noch nie gegeben, vielleicht gibt es einige Aspekte bei anderen Shows, die ähnlich aussehen. Es gibt Zirkus- und Showelemente, Humor, Theater, alles in einem. Das hat so noch nie jemand gemacht. Aber die Hauptrolle spielt bei uns immer die Musik in den verschiedensten Formen, das meiste auf klassischer Basis, bei weitem nicht nur das."

Wer das Musikkomödiantenduo kennt, weiß, um was für individualistische Rampensäue es sich bei ihnen handelt. Im Gespräch wird viel gelacht und gewitzelt, ironisiert und übertrieben. Doch der Pianist gibt sich bescheiden: "Wir sind kreative Menschen – das ist uns viel wichtiger, als auf der Bühne zu stehen. Für mich persönlich ist es viel interessanter, Komponist und Schriftsteller zu sein, als auf der Bühne herumzublödeln. In der Gruppe zu arbeiten ist für uns ein Weg, unsere Kreativität zu teilen und an Gleichgesinnte weiterzugeben."

Umgekehrt bedient man sich bei den speziellen Talenten der Mitwirkenden. Joo: "Wir können nun einmal nicht Feuer schlucken. Und Bass spielen und gleichzeitig Flamenco ist für uns ebenfalls ein bisschen schwierig. Eigentlich bilden diese Leute einen Teil von uns, den wir nicht können."

Wir sprechen über Zukunftspläne, neben der Weiterentwicklung der "League" steht etwa eine TV-Show im Raum, und Anklang, den das Duo im Internet gefunden hat und der solche Gedanken erst möglich macht. Igudesman relativiert: "Erfolg ist nicht der Sinn des Zwecks. Erfolg ist ein Produkt davon, dass man glücklich ist mit dem, was man macht."

Viel Falsches sehen die beiden auch im Konzertbetrieb. Igudesman: "Viele Solisten, die 27 Stunden pro Tag in einem Zimmer ohne Fenster verbringen, sind kaum noch Menschen, sondern mehr wie Tiere. Das Erste, was sie fragen, wenn sie irgendwo ankommen, ist, wo das Übungszimmer ist: wie ein Drogenfix, den sie brauchen." Aber was heißt eigentlich Humor in der Musik?

Joo: "Musik kann auf verschiedenen Ebenen lustig sein: weil etwas kommt, was nicht erwartet wird, oder weil etwas absichtlich falsch oder schräg klingt. Aber Humor ist nicht mit lautem Gelächter gleichzusetzen. Wir haben nie ein Stück geschrieben, nur um etwas Lustiges zu machen. Wir wollen ein Stück kreativ neu bearbeiten, mit Zügen von Humor und Theatralik, aber das ist nur ein Nebeneffekt. Slapstick ohne Grund verpufft sonst ganz schnell." (Daniel Ender, DER STANDARD, 31.12.2014/1.1.2015)