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Verfassungsrechtler Bernd Christian Funk (rechts) leitet eine Kommission, um die Vorgänge rund um den HCB-Skandal aufzuklären. Einen Zwischenbericht will Funk der Landesregierung um Landeshauptmann Peter Kaiser in sechs bis acht Wochen vorlegen.

Foto: APA/Eggenberger

Klagenfurt/Wien – Ein Viertel der bisher ausgewerteten 349 Lebensmittelproben in Kärnten ist mit Hexachlorbenzol (HCB) belastet gewesen, neun Prozent davon über dem Grenzwert. Das ist das Ergebnis eines ersten Zwischenberichts zum HCB-Skandal im Kärntner Görtschitztal, der am Dienstag von der Landesregierung veröffentlicht wurde. Ergebnisse von zwei Dritteln der Proben sind noch ausständig.

Besonders betroffen waren Milch und Milchprodukte. Drei Viertel der 259 eingesendeten Proben wurden ausgewertet, in gut einem Drittel wurde HCB festgestellt. Bei 32 Probeentnahmen war der Grenzwert (0,01 Milligramm pro Kilogramm) überschritten, in sechs Fällen sogar massiv. Beim Fleisch wurden von 106 Proben erst zehn untersucht. Hier wurde in vier Proben HCB festgestellt, aber unter dem Grenzwert (0,2 Milligramm pro Kilogramm).

In Obst, Gemüse und anderen pflanzlichen Produkten war HCB seltener nachweisbar. Zehn von 121 ausgewerteten Proben waren unter dem Grenzwert belastet. Überschreitungen gab es keine. Sehr viele Probenergebnisse sind noch ausständig.

Futtermittel massiv kontaminiert

Auch Futtermittel wurden untersucht. Agrarlandesrat Christian Benger (VP) stellte Ergebnisse der Auswertung von 1541 Proben vor, die aus 370 Betrieben genommen wurden. In 35 bis 40 Prozent war das Futter über dem Grenzwert belastet, in 17 bis 20 Prozent unter dem Grenzwert. Damit war mehr als die Hälfte der untersuchten Proben kontaminiert.

Zudem wurde in allen 39 Proben aus Wildfütterungen HCB nachgewiesen, ein Zehntel ist stark belastet. Die Bodenuntersuchungen – 18 von 32 Proben wurden ausgewertet – ergaben eine überwiegende Belastung. Nur in drei Proben war HCB nicht nachweisbar.

Die Firma Wietersdorfer, die für die HCB-Kontamination verantwortlich sein dürfte, bezahle laut Benger nur den Austausch von über dem Grenzwert belastetem Futter. Die Behörden hätten aber entschieden, das gesamte belastete Futter auszutauschen.

Belastetes Brunnenwasser

Umweltlandesrat Rolf Holub von den Grünen berichtete von einem neuen Fall: Das Brunnenwasser einer Familie in Völkermarkt sei kontaminiert. Gesundheitslandesrätin Beate Pretter (SP) kündigte den Start der Blutuntersuchungen für 80 Bewohner des Görtschitztales für den 12. Jänner an.

Um die Vorgänge rund um den HCB-Skandal aufzuklären, hat Verfassungsrechtler Bernd Christian Funk seine Arbeit als Leiter einer Kommission aufgenommen. Ihm stehen etwa Bernhard Raschauer, Jurist und Exumweltanwalt Niederösterreichs, sowie Umwelthygieniker Hans-Peter Hutter zur Seite. Einen Zwischenbericht will Funk der Landesregierung in sechs bis acht Wochen vorlegen. (krud, APA, DER STANDARD, 31.12.2014)