Auch wenn es den Anschein hat: die neu entdeckte Garnelenart Mysidopsis zsilaveczi blickt nicht fortwährend in den Himmel.

Foto: Guido Zsilavecz

Wien - Es macht den Anschein, als würden sie mit ihren rot geringelten Augen fortwährend in den Himmel starren, doch tatsächlich ist dies nur ein Trick: Die prachtvoll gefärbten Garnelen erhielten wegen dieser Eigenart die Bezeichnung Stargazer-Shrimps, also "Sterngucker-Shrimps". Der österreichische Biologe Karl Wittmann von der Medizinischen Universität Wien hat die von dem Südafrikaner Guido Zsilavecz entdeckten Krebstiere nun als neue Art identifiziert und gemeinsam mit Charles Griffith von der Universität Kapstadt in der Fachzeitschrift "Crustaceana" beschrieben.

Die Sterngucker-Shrimps sind nur einen Zentimeter groß, haben aber verhältnismäßig große Augen. Die Tiere besitzen, ähnlich wie Insekten, sogenannte Facettenaugen, die sich aus zigtausenden Einzelaugen zusammensetzen und in alle Richtungen gleichzeitig schauen können. Sie haben also weder eine Iris noch eine Pupille. Dass sie ständig nach oben blicken, ist also eine Illusion.

Große Augen zur Abschreckung

Die ungewöhnlichen Augen lassen die Tiere, die sich stets auf dem Meeresboden aufhalten, größer erscheinen, und erwecken den Eindruck, dass sie ihre Umgebung gut im Blick haben. Dies könnte Fressfeinde abschrecken. Möglicherweise verstärken die Ringeln aber auch den Kontrast, wie dies bei Faulfliegen mit großer Wahrscheinlichkeit der Fall ist, erklärte Wittmann. Außerdem könnten die auffälligen Augen ein zwischenartliches, territoriales Signal sein, denn anders als ihre nahen Verwandten halten die Sternengucker voneinander Abstand und sammeln sich nicht zu Gruppen.

Guido Zsilavecz, ein südafrikanischer Taucher und Amateurforscher der "Southern Underwater Research Group", hatte die leuchtend roten Krebstierchen direkt vor der Stadt Simonstown entdeckt, fotografiert, und den Wissenschaftern einige Exemplare geschickt. Wittmann identifizierte sie als neue Tierart und stellte fest, dass alle gesammelten Individuen Männchen sind. Zsilavecz und seine Kollegen gingen also wieder ins Wasser, lasen von allem etwas auf, das dort herumkrabbelte, und schickten neuerlich Shrimps nach Wien.

Keine Spur von Sterngucker-Weibchen

Darunter fand Wittmann zwar noch zwei neue Arten, aber keine Sterngucker-Weibchen, was er als "schmerzlich" bezeichnet. "Ich vermute, dass die Weibchen an den selben Stellen zu finden sind, aber versteckter leben", sagte er. In dieser Tiergruppe seien die Hauptaktivität - Fressen und Paarung - häufig nächtens, deshalb riet er den Tauchern in der Finsternis zu suchen. "Sie sind jetzt eifrig am Werk, im Süden ist dazu jetzt auch die perfekte Jahreszeit", berichtete er.

Er fände es höchst erstaunlich, dass man in einem gut untersuchten Gebiet direkt vor einer Stadt "quasi von der Strandpromenade ins Wasser hüpft und eine neue Art finden kann, die man mit freiem Auge sehen kann". Zu Ehren ihres Entdeckers wurde diese übrigens mit dem wissenschaftlichen Namen Mysidopsis zsilaveczi getauft. (APA/red, derStandard.at, 7.1.2015)