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Yoga gegen die Kälte: In China demonstriert die 26-jährige Xie Xiaoming, dass Yoga bei eisigen Temperaturen von innen wärmt.

Reuters

Kristin Rübesamen: "Das Yoga ABC". Kailash-Verlag 2014, 155 Seiten, 17,50 Euro

kailash

Dominik Grimm: "Yogan". Knaur-Verlag 2014, 247 Seiten, 15,50 Euro

Kaur

Bettina Schuler: "111 Gründe, Yoga zu lieben". Schwarzkopf & Schwarzkopf 2014, 221 Seiten, 10,30 Euro

Schwarzkopf

Vor 20 Jahren kannten Yoga nur ein paar wenige Menschen. Jene, die in Indien waren oder in Kalifornien bei indischen Lehrern Stunden nahmen. Mittlerweile hat Yoga, ähnlich wie seinerzeit die Chinarestaurants, einen globalen Siegeszug gefeiert – und kaum eine westliche Großstadt, in der nicht in den letzten Jahren zahlreiche Yogastudios eröffnet hätten.

Doch Yoga ist nicht gleich Yoga. Es gibt unzählige Spielarten – und jedes Yogastudio erklärt wortreich und überaus ernsthaft, welcher Richtung die dort unterrichtenden Lehrer anhängig sind.

Für Neueinsteiger sind solche Texte trotzdem meist überfordernd. Ashtanga, Bikram, Hatha oder Iyengar: Wem diese Worte nichts sagen und wer obendrein skeptisch ist, dem sei der schmale Band von Kristin Rübesamen ans Herz gelegt. Sie strukturiert ihre durchaus sehr persönlich (und wertend) gehaltenen Ausführungen nach dem Alphabet.

Das "Yoga ABC" ist eine Sammlung an allerlei Wissenswertem für alle, die sich die ganze Szene erst einmal anschauen wollen.

Yoga als Lifestyle

Rübesamen arbeitet mit Tricks: Ihre im flapsigem Stil gehaltenen Ausführungen fangen sämtliche Vorbehalte ab und geben Kritikern eine Stimme. Gleichzeitig gelingt es ihr, ihr persönlich gesammeltes Wissen über die vielen unterschiedlichen Spielarten des Yoga prägnant zu formulieren. Wer das Buch durchliest, lernt die Yogawelt kennen, samt prominenten Yogis und Gurus.

Allen, die die Marotten von Yogis schon kennen, ist die Lektüre eine gute Unterhaltung mit Wiedererkennungseffekt. Vor allem: Rübesamen ist wohltuend selbstironisch.

Das ist das eben erschienene Buch von Dominik Grimm keineswegs. "Yogan. Veganes Leben und Yoga" ist genau in jenem Ton geschrieben, der die Yogawelt dominiert. Auch das kann aber durchaus interessant sein.

Nach einer kurzen Einführung (die genau so am Beginn einer Yogastunde gehalten werden kann) geht es in medias res – und zwar mit Körperübungen, die eigentlich gar nicht besonders schwer aussehen und als Anweisungen gelesen werden können. Das gilt auch für Kapitel wie "Positives Denken" oder "Mitgefühl". Hier tauchen die Leser dann schon recht tief in die indische Weisheitslehre ein.

Besser wissen als Grundeinstellung

Ob sich das Gedankengut tatsächlich auf diese doch sehr abgeklärte Weise mittels Lektüre vermitteln lässt, sei dahingestellt. Jedenfalls ist Grimm ein recht typischer Vertreter einer Lebenseinstellung. Konkret: Wer Yoga für sich entdeckt hat (und sogar noch Lehrer wird), weiß, was richtig ist. Widerspruch zwecklos.

Schließlich geht es Grimm in seinem Buch aber auch um die richtigen Ernährungsempfehlungen, die er im dritten Teil seines Buches zum Besten gibt. Rezepte gehören da selbstverständlich dazu. Ob man von den Dingen, die hier versammelt sind, satt wird, sei dahingestellt. Der letzte Teil des Buches ist eine Art Lebensratgeber. Ein Beispiel: "Wie mit Misserfolgen umgehen?" ist die Überschrift eines Kapitels.

Eher nonchalant geht es Bettina Schuler in "111 Gründe, Yoga zu lieben" an. Es ist ein 221 Seiten langer Traktat darüber, warum und wie Yoga guttut. Der Fokus der Autorin ist sie selbst. Die Struktur ist ein bloßes Gerüst, das mit selbsterlebten Erfahrungen gefüllt ist.

Die beste PR für Bewegung

Wäre Yoga ein Produkt, so wäre dieses Buch ganz sicher ein PR-Text, der mit subtilen Mitteln arbeitet. Yoga ist – glaubt man den Kapitelüberschriften und der Autorin – ein Jungbrunnen, macht schön, wild glücklich und gut im Bett. Yoga ist Medizin, gut für die Umwelt und überhaupt. Ob das nicht alles heillos übertrieben und unrealistisch ist? Ein Urteil bleibt den Lesern und Yogis überlassen.

Jedenfalls sind die kurzen Kapitel gut (und schnell) zu lesen und machen Lust, diese Welt mit eigenen Augen kennenzulernen und zu erleben. Wenn das das Ziel dieses Buches war, dann ist es erfüllt. (Karin Pollack, derStandard.at, 30.12.2014)