Nur 41 Prozent der Österreicher blicken optimistisch ins neue Jahr, 50 Prozent eher pessimistisch (der Rest weiß es nicht). Das ist der schlechteste Wert in der traditionellen IMAS-Umfrage seit langem.

Zum Vergleich: Die meisten Optimisten (62 Prozent) gab es 1989, dem Jahr des Zusammenbruchs des Kommunismus in Osteuropa. Die wenigsten 1982: katastrophale 26 Prozent. Wie das? 1981 herrschte weltweit Rezession, der langjährige Dominator der österreichischen Politik, Kanzler Bruno Kreisky, war damals sichtbar krank, die Krise der verstaatlichten Industrie zeichnete sich ab, 1982 kam das "Mallorca-Paket" (Erhöhung der Mehrwertsteuer von 18 auf 20 Prozent, Kfz-Steuer, Sparbuchsteuer).

Für 2015 sehen wir einer Wachstumsflaute, vielleicht einer Rezession entgegen, die weltpolitische Lage hat sich verdüstert, es droht eine "Steuerreform", die mit allergrößter Wahrscheinlichkeit mit neuen Steuern "gegenfinanziert" wird. Die Inflation ist die höchste in ganz Europa, und die Arbeitsplätze werden rar. Die Regierung zeigt wenig Reformwillen und -kompetenz, Kanzler Faymann ist angeschlagen.

Es gibt also genügend Gründe für Pessimismus. Aber viel davon ist psychologisch. Es wird wohl Zeit, dass man sich einen Ruck gibt - in ganz Europa - und an die eigenen Stärken erinnert: Wir können einfallsreich, flexibel und effizient sein - wenn wir wollen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 27./28.12.2014)