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Nach der Kontroverse um "The Interview" ist das Interesse an dem Film groß.

Foto: REUTERS/Kevork Djansezian

Nach einer breiten kulturellen und politischen Debatte ist die Nordkorea-Satire "The Interview" nun doch in den USA angelaufen. In mehr als 300 Kinos startete am Donnerstag der Film über ein Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un, nachdem die Produktionsfirma Sony ihn wegen Terrordrohungen zunächst zurückgehalten hatte. In den USA wird das Film auch über Online-Plattformen gezeigt. Das hat dazu geführt, dass er auch zum Hit auf Filesharing-Börsen wurde.

Symbol für freie Meinungsäußerung

Viele Menschen gingen aus Prinzip ins Kino und sahen in "The Interview" ein Symbol für die freie Meinungsäußerung. "Ich hatte ursprünglich gar nicht vor, den Film zu sehen, aber nach allem, was passiert ist, glaube ich, dass unsere Unterstützung wichtig ist", sagte einer der Zuschauer im West End Cinema in Washington, Greg Millett.

In einem Kino in Los Angeles sorgten einer der Schauspieler aus dem Film, Seth Rogan, und Ko-Regisseur Evan Goldberg mit einem spontanen Besuch für eine Überraschung. "Die Tatsache, dass er hier gezeigt wird und Ihr alle gekommen seid", sagte Goldberg, und Rogen ergänzte: "ist super aufregend."

Über 750.000 Downloads

Ursprünglich sollte der Film am Christtag in 2.500 US-Kinos an den Start gehen. Eine Hackergruppe startete jedoch einen Angriff auf Sony und drohte wegen des Films mit Anschlägen, woraufhin zahlreiche US-Kinos verkündeten, "The Interview" aus dem Programm zu nehmen. Das wiederum veranlasste Sony zunächst, den Filmstart abzusagen. Nach heftiger Kritik seitens Kultur und Politik entschied sich der Konzern schließlich, den Film doch zu veröffentlichen: in mehreren hundert Kinos sowie auf diversen Internetplattformen.

Laut TorrentFreak wurde der Streifen inzwischen über 750.000 Mal in nur 20 Stunden heruntergeladen.

"Aus Prinzip"

Josh Levin, Mitbesitzer des West End Cinema, sagte dazu, er zeige den Film "aus Prinzip", und das Publikum habe dies begrüßt. Es dürfe nicht sein, dass wenige Menschen bestimmten, was in den USA im Kino laufe und was nicht. "Wir haben alle unsere Eintrittskarten für heute binnen einer Stunde verkauft", sagte Levin. "Wir sind auch für morgen und Samstag ausverkauft."

Mit den "wenigen Menschen" ist die nordkoreanische Führung gemeint - das FBI ist davon überzeugt, dass Pjöngjang selbst hinter dem Hackerangriff steckt. Nordkorea bestritt das, hieß allerdings den Angriff selbst gut. "The Interview" habe die Würde der nordkoreanischen Führung verletzt, beklagte Pjöngjang.

Kritik aus dem Weißen Haus

Kritik an Sony, den Filmstart abzusagen, kam sogar aus dem Weißen Haus: Diese Entscheidung der Produktionsfirma sei ein "Fehler", sagte Präsident Barack Obama. Über den Kurswechsel zeigte sich der Präsident dann "erfreut" - er ließ aber offen, ob er sich die Satire selbst anschauen wird. Auch andere ranghohe Politiker und Hollywood-Vertreter hatten zunächst davor gewarnt, mit der Absage des Films einen gefährlichen Präzedenzfall zu schaffen.

Sony selbst verteidigte den Filmstopp und verwies immer wieder darauf, wegen der Absage der US-Kinos keine andere Wahl gehabt zu haben. Nach eigenen Angaben kontaktierte Sony bereits Mitte Dezember "Google, Microsoft und andere Partner", um nach Alternativen zu suchen. Gezeigt wird der Film im Internet nun unter anderem auf der Plattform YouTube, bei Google Play und bei Xbox Video von Microsoft.

In dem Film geht es um zwei Journalisten, die die Möglichkeit erhalten, Kim exklusiv zu interviewen. Vom Geheimdienst CIA werden sie schließlich damit beauftragt, den Machthaber zu töten. Der Film ist voll von obszönen Anspielungen und Kraftausdrücken. Kim wird darin wenig vorteilhaft dargestellt. (APA/red, 26.12.2014)