Innsbruck - Im Regelfall ist es umgekehrt: Die Gewerkschaft will einen vermeintlichen Missstand bekämpfen und zieht in letzter Konsequenz vor den Kadi. Nun jedoch wollen Heidi Ginsberger und andere Unternehmer ihrerseits den Rechtsweg bestreiten und den Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) klagen - wegen einer "völlig unbegründeten Hetzkampagne", wie Ginsberger sagt.

Was ist passiert? Vergangene Woche hatte der ÖGB Tirol ein Pressegespräch organisiert, bei dem die Namen von zwölf Leiharbeiterfirmen veröffentlicht wurden, die ihre Dienstnehmer nicht rechtmäßig entlohnen würden - unter anderem "Heidis Personalmanagement", dessen Geschäftsführerin Ginsberger ist. Alle genannten Firmen wurden von der Gewerkschaft vorab benachrichtigt und um eine gemeinsame Überprüfung der Abrechnungen gebeten, waren der Aufforderung aber nicht nachgekommen.

Problem für Stammarbeiter

"Ich kann nachweisen, dass ich richtig entlohne, und lasse mir diese Rufschädigung nicht gefallen", sagt Ginsberger. Sie wolle nun zivil- und strafrechtlich gegen die Arbeitnehmervertretung vorgehen.

Dort bleibt man gelassen: Man habe in allen Fällen Unterlagen, die Unterentlohnungen belegen. "Der Schritt an die Öffentlichkeit ist für uns der letzte Ausweg", sagt Benjamin Praxmarer, Sprecher des ÖGB Tirol. Die Anzahl der in Zeitarbeit beschäftigten Arbeitnehmer habe sich von 1998 bis 2013 mehr als verdreifacht. "Leiharbeit muss richtig entlohnt werden und teurer sein, ansonsten wird das auch zunehmend zum Problem für Stammarbeiter", sagt Xaver Zeilinger vom ÖGB Tirol. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 23.12.2014)