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Wolfgang "Wuff" Loitzl fehlt bei der Tournee, die er 2009 gewann.

Foto: apa/epa/flüeler

Wien – Am Dreikönigstag 2009 konnte Anton Innauer nicht umhin, ein wenig pathetisch zu werden. "Für meine Leistung mit fünfmal 20,0 hat mir damals Bubi Bradl zum perfektesten Springer gratuliert, jetzt werde ich Loitzl dazu gratulieren und diese Flamme weiterreichen", sagte der ÖSV-Sportdirektor, der 1976 als erster Skispringer von den Punkterichtern für einen Flug optimal bewertet worden war. Innauer war solcherart enthusiasmiert, nachdem Wolfgang Loitzl sein Märchen bei der Vierschanzentournee 2008/09 fertigerzählt und der Steirer mit einem Traumflug in Bischofshofen, der die Punkterichter in Begeisterung einte, den Gesamtsieg fixiert hatte.

Davor, am Neujahrstag im Garmisch-Partenkirchen, hatte der allseits "Wuff" Geheißene im Alter von 28 Jahren erstmals nur für sich selbst gewonnen, im 223. Weltcupversuch. Drei Tage später in Innsbruck, dann in Bischofshofen und noch einmal zehn Tage später in Zakopane kostete der Bad Mitterndorfer erneut vom Gefühl des Solosieges, ehe er bei der folgenden WM in Liberec, Tschechien, auch noch den Titel auf der Normalschanze gewann.

Nach dem Wunder

Es war wie ein Wunder, aber das war es dann auch. In den folgenden 130 Einzelspringen reichte es für Loitzl nur noch zu sieben Podestplätzen. So offensichtlich schlecht wie zuletzt war der zweifache Familienvater, der als Mannschaftsspringer acht Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gewonnen hat, aber noch nie. In acht Einzelspringen gelangen ihm erst acht Weltcupzähler, zweimal scheiterte er in der Qualifikation, zweimal im ersten Durchgang.

Die logische Konsequenz: Loitzl wurde von Chefcoach Heinz Kuttin nicht für die am 28. Dezember im derzeit noch schneefreien Oberstdorf anhebende Vierschanzentournee nominiert. Seit 1999 war er nur zweimal (2003 und 2004) nicht dabei gewesen.

Es gebe viele Baustellen, sagte Loitzl der "Kleinen Zeitung", ehe er vor Weihnachten abschaltete, auch die Telefone. "Springerisch passt es nicht, und dann ist das Selbstvertrauen auch weg. Und wenn du öfter eine auf den Deckel bekommst, als du dich über einen Erfolg freuen kannst, dann macht es das auch nicht unbedingt leichter." Einen Schlussstrich zu ziehen, so weit ist der mittlerweile 34-Jährige nicht. "Nein, so radikal denke ich noch nicht."

Die parallel zu Oberstdorf stattfindenden Kontinentalcupspringen in Engelberg sind für Loitzl jedenfalls kein Thema, ja nicht einmal die Tourneespringen in Innsbruck und Bischofshofen, die er als Mitglied der sogenannten nationalen Gruppe bestreiten könnte. Die wird am 27. Dezember nach Beratung mit Florian Liegl nominiert, in dessen Trainingsgruppe sich Loitzl bis zum Spätherbst auf seinen 18. Weltcupwinter vorbereitet hatte.

Ahonens Konzentration gilt der WM

Die 63. Vierschanzentournee ebenfalls nicht beehren wird Rekordsieger Janne Ahonen. Der Finne hat in dieser Weltcupsaison bisher lediglich die beiden Heimspringen in Kuusamo absolviert und die Plätze 29 und 32 belegt. Der Sieger von 36 Einzelspringen im Weltcup soll sich ebenso wie sein Landsmann Ville Larinto ganz auf die Vorbereitung für die WM im Februar in Falun, Schweden, konzentrieren. Für Loitzl ist dieser Event nicht nur geografisch um vieles weiter weg. (lü, DER STANDARD, 23.12.2014)