Die Meldung von der Razzia gegen eine neofaschistische Gruppe, die Terrorpläne gegen Behörden in Italien schmiedete, ruft böse Erinnerungen an eine dunkle Epoche in Italiens Zeitgeschichte wach: etwa an den Dezember 1969, als bei einem Bombenattentat in Mailand 16 Menschen getötet wurden. Oder an den Mai 1970: Da starben im Zug Rom-Messina sechs Menschen. 1972 wurden in Friaul drei Carabinieri durch eine Autobombe getötet, und 1974 starben im Zug Rom-München zwölf Menschen. Die Täter kamen aus der Terrorzelle Ordine Nuovo (Neue Ordnung), deren Vorbild Hitlers SS war.

Wie andere Länder in Europa auch hat Italien heute mit großen Problemen zu kämpfen. Doch hier scheint der soziale und politische Frieden besonders fragil zu sein; und da gibt die Tatsache, dass es wieder ein rechtsradikales Netzwerk gibt, das sogar zur Gewalt gegen staatliche Strukturen bereit ist, besonderen Anlass zur Sorge.

Viele Italiener sehen sich als Opfer eines Europa, das unzumutbaren Spar- und Reformdruck aufbaue. Auch fühlen sie sich bei sozialen Problemen wie den Flüchtlingsströmen von Rom und Brüssel alleingelassen. Ressentiments gegen das Establishment sind an der Tagesordnung. Das mag ja legitim sein. Doch wo es um die Gefährdung demokratischer Institutionen geht, muss vehement eingegriffen werden. Um keinen Preis darf das Land Extremisten ausgeliefert werden, weder von links noch von rechts. (Gianluca Wallisch, DER STANDARD, 23.12.2014)