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Seit 2006 sind 75 Prozent der Medizinstudienplätze in Österreich für Inhaber österreichischer Maturazeugnisse reserviert, 20 Prozent für EU-Bürger und der Rest für Studierende aus dem Rest der Welt.

Foto: APA / Robert Jäger

Eisenstadt – wenn es nach Burgenlands Gesundheitslandesrat Peter Rezar (SPÖ) geht – die Quotenregelung beim Medizinstudium aufgrund des "bereits akuten Ärztemangels" zugunsten der Österreicher geändert werden. Derzeit sind 75 Prozent der Plätze für Österreicher reserviert. "Ich glaube, dass diese Position sofort verändert werden muss – auf zunächst zehn Jahre", sagte Rezar am Montag.

Wenn nicht anders möglich, müsse man sehen, "dass nur eine ganz, ganz minimale Quote (für Studienanfänger mit nicht-österreichischem Maturazeugnis, Anm.) eingegangen wird, um sicherzustellen, dass wir auch künftighin genug heimische Ärztinnen und Ärzte haben". Er fordert deshalb, dass diesbezüglich sofort Verhandlungen mit Brüssel geführt werden, erklärte er bei einer Pressekonferenz in Eisenstadt. Laut Rezar brauche man sofort "einen zeitlichen Stopp dieser Quoten, denn das wird sich sonst langfristig für die Versorgung mit Ärzten – nicht nur im Spitalsbereich, sondern vor allen Dingen in den ländlichen Gebieten – nachhaltig negativ auswirken. Wir müssen hier sofort gegensteuern."

Drei Viertel der Plätze für Österreicher

Die Quotenregelung für das Medizinstudium gilt seit 2006: 75 Prozent der Plätze für Human-und Zahnmedizin sind für österreichische Maturanten reserviert, 20 Prozent gehen an EU-Bürger und fünf Prozent an Nicht-EU-Bürger. Diese Vorgabe war ursprünglich von der EU-Kommission wegen der Diskriminierung von EU-Bürgern bekämpft worden, bis 2016 wurde allerdings ein Moratorium gewährt: Bis dahin muss Österreich nachweisen, dass ohne Quote die medizinische Versorgung des Landes nicht gesichert ist – dies vor allem deshalb, weil Studenten aus Deutschland (sie stellen die große Mehrheit der Studenten aus EU-Ländern, Anm.) nach ihrem Studienabschluss Österreich wieder verlassen und dem heimischen Gesundheitssystem damit nicht zur Verfügung stehen. Laut einer aktuellen Erhebung sind 79 Prozent der deutschen Absolventen und 56 Prozent der übrigen Absolventen mit ausländischem Maturazeugnis nicht in Österreich berufstätig.

Ärztemangel und Ärztearbeitszeit

Rezar begründet seine Forderung nicht nur mit dem Ärztemangel, sondern auch mit dem Ärztearbeitszeitgesetz. Die jüngste Novelle habe den aufkommenden Ärztemangel enorm verschärft. Für die Krankenanstalten der Krankenanstaltengesellschaft (KRAGES) wurde ein Maßnahmenpaket erarbeitet, das die Folgen der Arbeitszeitbeschränkung für die Krankenanstalten und für die Ärzte im Fokus habe. Der Reallohnverlust wird im Burgenland kompensiert. Die Gehaltsverhandlungen sollen bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein.

Die KRAGES hat aufgrund der Umsetzung der Gesundheitsreform, wegen den Auswirkungen des Arbeitszeitgesetzes und der Evaluierung der Verbünde wichtige strategische Entscheidungen getroffen. In Zukunft soll etwa im Krankenhaus Kittsee zur Versorgung der Bevölkerung sowohl die Installierung eines Fachschwerpunktes für HNO als auch die Adaptierung der Urologie zur einer Vollabteilung evaluiert werden. In Oberpullendorf wird die ärztliche Leitung für Chirurgie und Interne Medizin, in Oberwart die Leitung für die Abteilung Gynäkologie ausgeschrieben. Die interdisziplinären Strukturen sollen in allen Krankenanstalten ausgeweitet werden.

"Enorme" Fluktuation

Generell sei die Fluktuation derzeit "enorm", sagte Kurt Resetarits, ärztlicher Leiter der KRAGES Mitte-Süd. Es sei richtig, dass es derzeit zu Wechsel von Ärzten in andere Bundesländer komme, auf der anderen Seite kommen aber Ärzte auch ins Burgenland zurück. Er gehe davon aus, dass in Zukunft "gerade größere Krankenhäuser etwas mehr betroffen sind durch das Ruhegesetz." Denn künftig brauche man mehr Ärzte für ein "Dienst-Rad". (APA, 22.12.2014)