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FM4-Chefin Monika Eigensperger leitet FM4 seit 1996.

Foto: APA/Nebauer

Wien - Seit zwei Jahrzehnten gehört der Begriff "FM4-Musik" zum Standard-Repertoire, wenn über aktuelle Poptrends abseits des Mainstreams diskutiert wird. Das ORF-Radio hat in dieser Zeit aber nicht nur das Musikverständnis vieler Hörer geprägt, sondern auch sukzessive sein Themengebiet erweitert. "Es gibt sicher Relevanzverschiebungen", erklärt Senderchefin Monika Eigensperger im APA-Interview.

Am 16. Jänner wird der 20. Geburtstag begangen, den man traditionell mit einem Fest (am 24. Jänner in der Ottakringer Brauerei) begeht. Doch was hat sich verändert, seit Mitte der 1990er auf der Frequenz von Blue Danube Radio zunächst die abendliche Sendetätigkeit aufgenommen wurde? Eigensperger fällt als erstes Social Media ein. "Das hat es vor zehn Jahren nicht einmal in ähnlicher Form gegeben. Es ist ein direkter Rückkanal zum Radioprogramm für das Publikum." Der Austausch geschehe "rasch, unmittelbar und direkt", wie die FM4-Chefin betont.

"Gute Erfahrungen" mit Foren

Während etliche Online-Medien teils mit den Auswüchsen in ihren Foren zu kämpfen haben, könne sich FM4 diesbezüglich aber nicht beklagen. "Die Kommunikation ist eine positive, wobei es natürlich auf das Thema ankommt", so Eigensperger. "Manchmal ist es unterhaltsam und lustig, manchmal Bestätigung, manchmal einfach Ablehnung. Im Generellen haben wir aber nur gute Erfahrungen damit gemacht."

In den vergangenen Jahren ist für die Radiomacher auch Mobilität zunehmend zum Thema geworden: "Man hört heute vielfältiger", verweist Eigensperger auf Smartphone- oder Computer-Nutzung. "Es wird immer üblicher, dass man gewisse Inhalte, die relevant erscheinen, zeit- und ortsunabhängig hören kann." FM4 hat diesbezüglich heuer einen "7 Tage"-Dienst implementiert, über den etwa im November von rund 100.000 Menschen Sendungen nachgehört wurden. "Es wird diverser und es ist besser möglich, die Leute zielgerichteter zu erreichen. Das wird sich fortsetzen."

Mehr Breite in der Berichterstattung

Inhaltlich zeigt sich die von Eigensperger angesprochene Öffnung etwa bei Themen wie der Wirtschaftsberichterstattung. Diese sei früher zwar in den Nachrichten oder im "Reality Check" vorgekommen, habe aber nicht zuletzt durch Vorkommnisse wie dem Hypo-Debakel zusätzliche Relevanz erhalten. "Wir bewegen uns ständig", erläutert Eigensperger, wobei man aber die Kernthemen nach wie vor "mit großer Nachhaltigkeit, Kontinuität und Kompetenz" wahrnehme.

Schließlich gilt es auch, das Publikum zu halten und neues zu gewinnen. Wobei es besonders bezüglich der jüngeren Zielgruppe unter 18 Jahren nicht immer ganz einfach sei. "Der Vorteenie-Sender war FM4 statistisch nie. Um die Jüngeren haben wir immer schon ringen müssen", das sei auch durch die "Vielfältigkeit der Angebote" nicht leichter geworden. Andererseits "bleiben auch Hörer, die mit FM4 groß geworden sind, durchaus bei uns", wie die Senderchefin festhält. "Wenn ich frech bin, sage ich: Wohin sollen sie denn wechseln?"

Drei Prozent Marktanteil

Im ersten Halbjahr 2014 verbuchte FM4 den Daten des Radiotests zufolge drei Prozent Marktanteil und 5,5 Prozent Tagesreichweite bei den 14- bis 49-Jährigen. Im ersten Halbjahr 2013 lag der Marktanteil bei vier Prozent. "Mein Ziel waren und sind 300.000 Hörer", unterstreicht Eigensperger. Diesbezügliche lag man in den vergangenen Jahren mal knapp darüber, mal knapp darunter, aber auf relativ stabilem Niveau. "Um das zu halten ist es wichtig, dass man immer wieder Angebote schafft, die Relevanz haben." Auf die Woche gerechnet liegt der weiteste Hörerkreis bei rund einer Mio. Menschen. "Das sind Werte, die wir weiter anstreben."

Eine Veränderung steht für die Mitarbeiter in den kommenden Jahren jedenfalls an: Der Umzug auf den Küniglberg, wenn im ORF-Zentrum alle Wiener Standorte des Senders zusammengeführt werden. "Im Prinzip kann eine gute Mannschaft in einem Büro, in dem man sich wohlfühlt, überall gutes Programm machen", ist Eigensperger überzeugt. Die Stadtnähe im Funkhaus sei zwar gerade für ein "offenes Haus" wie FM4 von Vorteil. "Andererseits hoffen wir, dass der Besucherstrom in Zukunft nicht abreißen wird." Zentral sei aus ihrer Sicht, dass den Mitarbeitern ein gewisses Mitspracherecht eingeräumt wird, was ihren "ureigensten Bereich" betrifft. (APA/Christoph Griessner, 22.12.2014)