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Eigentlich sollte die neue Eisenbahnbrücke über die Donau bis 2020 fertig sein. Davon ist man nun weit entfernt.

Foto: APA / Marc Mimram Architecten

Linz - Im Jahr 2020 könnte in Linz statt der verrosteten Eisenbahnbrücke eine neue bogenförmige Konstruktion für den Verkehr freigegeben werden. Davon ging Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) aus, als er Mitte September das Siegerprojekt des internationalen Wettbewerbs präsentierte.

Doch seine Rechnung dürfte nicht aufgehen, denn bei der Realisierung der zweiten Straßenbahnachse samt der neuen Donauquerung läuft es nicht nach Plan.

Täglich quetschen sich 100.000 Fahrgäste in die Linzer Bims durch die Innenstadt. Die Intervalle in den Stoßzeiten zu verkürzen, gehe nicht mehr, sagt Verkehrsstadträtin Karin Hörzing (SPÖ). Eine zweite Schienenachse zur Entlastung ist seit Jahren beschlossene Sache.

Durchbruch Anfang Dezember

Anfang Dezember gelang der Durchbruch: Land und Stadt einigten sich endlich sowohl auf die Trassenführung als auch auf den Finanzierungsschlüssel. 45 Prozent der mit rund 400 Millionen Euro projektierten Baukosten übernimmt das Land, 55 Prozent die Stadt.

Auf 4,7 Kilometern läuft die Trasse unter der östlichen Innenstadt, beim Parkbad kommt sie wieder an die Oberfläche und soll dann über die neue Brücke nach Urfahr bis vermutlich zum Mühlkreisbahnhof führen.

Auch wenn die entscheidenden Punkte nun geknackt sind, kann die Umsetzung nur bedingt in Angriff genommen werden. Die weiteren Vorarbeiten für den Bau der "Siegerbrücke" des Pariser Architektenteams Marc Mimram "ruhen", meint Hörzing. Sie will erst die Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts abwarten.

Wunsch nach Volksbefragung

Die Bürgerplattform "Rettet die Eisenbahnbrücke", die sich für den Erhalt der 114 Jahre alten Stahlkonstruktion des Hofschlossers Anto Biro einsetzt, will eine rechtliche Klärung. Statt die sanierungsbedürftige Brücke, wie mit den Stimmen von SPÖ und Grüne im Gemeinderat beschlossen, durch jene neue zu ersetzen, will sie, dass die Bevölkerung entscheidet. Für die Einleitung einer Bürgerinitiative sammelte sie die nötigen 800 Unterschriften, um dann im Gemeinderat eine Volksbefragung zu erwirken.

Doch Bürgermeister Luger winkte ab. Er präsentierte ein Rechtsgutachten der Wirtschaftsuni Wien, wonach der Gemeinderat nicht über eine Volksbefragung entscheiden könne, da sich die alte Brücke noch im Eigentum der ÖBB und nicht der Stadt befinde.

Gegensätzliche Rechtsgutachten

Umgehend beauftragte die Plattform die Uni Linz, den Fall zu prüfen. Mit dem Ergebnis: Die Bürgerinitiative zum Abhalten einer Volksbefragung beziehe sich auf den Neubaubeschluss des Gemeinderates und sei daher zulässig. Nun muss das Landesverwaltungsgericht prüfen, welche der beiden Gutachtermeinungen gilt. Hörzing schätzt, dass im ersten Quartal 2015 die richterliche Entscheidung fällt.

Aber nicht nur der schwelende Rechtsstreit sorgt dafür, dass sich der Zeitplan für den Brückenneubau nach hinten verschiebt. Denn die stadteigene Linz AG wird nicht wie geplant Ende des Jahres die Brücke für 2,7 Millionen Euro von den ÖBB kaufen.

Laut der Verkehrsstadträtin werde sich die Übernahme um ein halbes bis ein Jahr verzögern. Die ÖBB benötigen den Gleisanschluss über die Brücke noch bis zur Fertigstellung der neuen Halle zur Wartung der Züge in Rottenegg. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 22.12.2014)