München - Im Streit über den Besitzerwechsel der Formel 1 vor acht Jahren hat deren Chef Bernie Ecclestone eine weiteres Gerichtsverfahren am Hals. Die Bayerische Landesbank, die die Motorsportserie damals an den Finanzinvestor CVC verkauft hatte, verklagt Ecclestone auf 345 Millionen Euro Schadenersatz plus Zinsen, wie ein Banksprecher am Freitag auf Anfrage sagte. Damit sind Gespräche beider Seiten über einen Vergleich gescheitert. Die BayernLB wirft dem 84-Jährigen seit Längerem vor, er habe damals dafür gesorgt, dass die Bank ihre Formel-1-Beteiligung unter Wert verkauft habe.

Der Fall führte bereits zu einer Reihe von Gerichtsverfahren. Ein Strafprozess gegen Ecclestone wurde im August gegen eine Geldauflage in Rekordhöhe von 100 Millionen Euro eingestellt. Erst vor wenigen Tagen machte sich Ecclestone mit einer Weihnachtskarte an Geschäftsfreunde über den Richterspruch lustig. In einer Zeichnung bedroht ein maskierter Reiter Ecclestone, der einen Geldsack hält, mit einer Pistole und verkündet: "Das ist kein Überfall. Ich sammle für den bayerischen Staat."

Klagen über Klagen

Das Gericht hatte zur Begründung der Einstellung erklärt, der Vorwurf, dass Ecclestone den damals verantwortlichen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky im Sinne des deutschen Strafrechts bestochen habe, habe sich im Wesentlichen nicht erhärtet. Ecclestone gilt damit als unschuldig. Dieselbe Strafkammer hatte noch zwei Jahre zuvor Gribkowsky unter anderem wegen Bestechlichkeit zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Im Gegensatz zu Ecclestone habe Gribkowsky nachweislich gewusst, dass er als Manager einer Staatsbank kein Schmiergeld entgegennehmen dürfe, so die Auffasung des Gerichts.

Der deutsche Medienkonzern Constantin ist mit einer Schadenersatzklage gegen Ecclestone wegen desselben Deals vor einem Londoner Gericht gescheitert. Constantin zählte zu den Vorbesitzern der Formel 1 und wurde nach eigener Darstellung wegen der Vereinbarungen von Ecclestone und Gribkowsky um einen Nachschlag auf den Verkaufspreis gebracht. Aufgegeben hat Constantin seine Forderung aber nicht.

Die nun von der BayernLB vor dem Landgericht München angstrengte Klage richte sich auch gegen Ecclestones Familienstiftung Bambino und weitere Beteiligte, sagte der BayernLB-Sprecher. Die Bank argumentiert damit, dass Gribkowsky bestochen worden sei. "Der Kaufvertrag wurde aus diesem Grund nicht verhandelt, sondern zu Bedingungen abgeschlossen, die von Herrn Ecclestone vorgegeben wurden und für die Bank nachteilig waren", erklärte der Sprecher. Von Ecclestone war am Freitag zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. (APA, 19.12.2014)