Bild nicht mehr verfügbar.

Ihr Glas ist "halb voll": Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ).

Foto: APA/Herbert Neubauer

Wien - Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat sich am Freitag mit Eltern-, Lehrer- und Schülervertretern auf mehr Vorbereitungszeit für die Zentralmatura geeinigt. Bei einer Sitzung der Bundesreifeprüfungskommission wurde beschlossen, dass die Zeit zwischen der Notenkonferenz und dem Ende der achten Klasse für die Vorbereitung auf die mündliche Matura genutzt werden kann. In diesen etwa zehn Tagen findet derzeit normaler Unterricht statt, der aber keinen Einfluss mehr auf die Noten hat.

Die Kürzung der eigentlichen Vorbereitungsstunden bleibt aber aufrecht. Schülervertreter hatten in den vergangenen Tagen scharf kritisiert, dass bei der neuen Matura nur mehr vier Vorbereitungsstunden vorgesehen waren. Bisher waren in Nebenfächern meist bis zu acht Vorbereitungsstunden möglich, in Hauptfächern bis zu zwölf oder 16.

Künftig können die Schüler in der Zeit nach Ende der achten Klasse statt des stundenplanmäßigen Unterrichts entweder in der eigenen Klasse und auch in den Parallelklassen jene Fächer und Wahlpflichtfächer besuchen, in denen sie schriftlich oder mündlich maturieren werden. "Ich verstehe die Sorgen und Ängste der SchülerInnen, und mit dieser Lösung wird die Vorbereitungszeit erweitert", sagte Heinisch-Hosek laut einer Aussendung. "Damit haben die Schülerinnen und Schüler mehr Betreuungszeit und können sich bestmöglich vorbereiten."

Schüler sehen nur Soforthilfemaßnahme

Bundesschulsprecher Lukas Faymann sieht in der Lösung nur eine Soforthilfemaßnahme für den kommenden Maturajahrgang, wie er in einer Aussendung mitteilte.

Vor dem Treffen hatte Heinisch-Hosek im Ö1-"Morgenjournal" noch darauf gepocht, dass die Stundenanzahl für die Vorbereitung bereits 2012 mit Gewerkschafts- und Schülervertretern vereinbart worden sei. Die jetzt geäußerten Bedenken schrieb sie den "neuen Personen" in der Schülervertretung zu. Mit der neu eingeführten vorwissenschaftlichen Arbeit, die Teil der mündlichen Prüfung ist, hätten die Schüler bereits ab jetzt sechs Monate Zeit, sich mit "guter Begleitung" vorzubereiten. "Die Aufstockung der Vorbereitungsstunden zwischen mündlicher und schriftlicher Matura ist weiterhin unbedingt notwendig", sagte Faymann. Er wünscht sich eine Behandlung des Themas im Unterrichtsausschuss im Jänner.

Moderne Matura

Grundsätzlich sieht Heinisch-Hosek die neue Reifeprüfung so: "Früher hat es Vierteltelefone gegeben, dann hat es die C64er-Computer gegeben, heute arbeiten alle mit Tablets. Und so modern wollen wir auch die neue Matura gestalten." Und für die gelte es eben auch, sich anders, nämlich umfassender vorzubereiten.

Dass die Ergebnisse der schriftlichen Probeschularbeiten in Mathematik vielerorts schlecht ausgefallen sind, beunruhigt die Ministerin nicht: "Ich bin froh, dass dieser Gradmesser stattgefunden hat – und als das sehe ich es. Ich sehe mein Glas halb voll und sage: 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind in Mathematik maturareif, und jetzt ist genug Zeit, sich gut vorzubereiten auf die eigentliche Klausur."

Folgerichtig rechnet sie auch damit, dass der 4. Mai – Starttermin der Zentalmatura – "ein guter Tag" werden wird. Ganz ungetrübt ist aber auch die ministerielle Zuversicht nicht: "Wir haben acht Sicherheitsstufen eingeplant – auch das Bifie (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Anm.) bei der Auslieferung der Arbeiten." (red, derStandard.at, 19.12.2014)