Aus Zufall wird Liebe: Mehdi Nebbou und Nadeshda Brennicke im ARD-Film "8 Uhr 28".

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Sie hätte einfach Nein sagen können. Denn es ist ja nicht so, dass Katharina (Nadeshda Brennicke) am Mittwochabend im ARD-Film "8 Uhr 28" vom Leben besonders gestraft ist.

Sie hat einen tollen Job als Galeristin, einen tollen Architekten-Gatten, ein tolles Haus, eine ebensolche Tochter. Jeden Morgen, um 8.28 Uhr steigt sie in den Zug zu ihrer Arbeit.

Das hätte ewig so weitergehen können, würde sie nicht dort eines Morgens dem ihr zunächst unbekannten Alexander (Mehdi Nebbou) Kaffee über den Mantel schütten. Was dann passiert, ist klar. Alexander will mehr – und wir reden nicht über die Reinigung seiner beschmutzten Kleidung.

Es folgt die alte Geschichte und die auch nicht neue Frage nach dem Warum. Was fehlt daheim? Warum erscheint das Gras auf der anderen Seite des Zaunes so oft grüner? "Steh zu deinen Gefühlen", rät Katharinas Kollegin. Deren Antwort: "Wie soll ich, wenn alles so durcheinander ist."

Das klingt nach Rosamunde Pilcher und ist leider auch das Maximum an "Beziehungsarbeit", die geleistet wird. Zwar sind die Darsteller allesamt sehr gut. Aber sie dürfen sich nicht recht ausdrücken. Was denken sie? Was fühlen sie?

Stattdessen erzählen schöne Bilder von schönen Menschen, die auch im Leid perfekt aussehen: Es gibt Spaziergänge am Fluss, romantisches Currywurst-Essen in der authentischen Bude (die Gegenwelt zur gestylten Architektenvilla), ein paar Sätze über Kunst und beschwingte Motorradfahrten.

Alexanders Motivation bleibt auch rätselhaft. Man erfährt nicht, ob er ein Filou oder ernsthaft an einer Beziehung interessiert ist. Wie sich Katharina am Ende entscheidet, ist dann auch keine Überraschung mehr. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 19.12.2014)