AUA-Chef Jaan Albrecht (rechts) und Flughafen-Wien-Vorstandsmitglied Julian Jäger werben gemeinsam für den Standort Wien.

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Delhi - Die AUA setzt laut Ihrem Chef Jaan Albrecht verstärkt auf Kooperationen. Man wolle im Gegensatz zu früheren Partnerschaften nicht mehr blockieren mit der Idee, irgendwann selbst Strecken abzudecken. "Wir wollen mehr Star-Alliance-Partner in Wien sehen, weil wir unser europäisches Netz damit unterstützen können", sagt der AUA-Chef bei einem Star-Alliance-Treffen in Delhi dem STANDARD. Man wolle damit mehr kritische Masse in Wien erreichen. "Mit dem Flughafen Wien haben wir die Strategie erarbeitet, dass wir gemeinsam vor den Airlines auftreten, um sie davon zu überzeugen, dass Wien ein gutes Drehkreuz ist", so Albrecht.

Erste Erfolge können die Österreicher bereits verbuchen: Heuer konnte man die Air China und die Ethiopian Airlines gewinnen. "Mit dem Chef der Ethiopian haben wir genau vor zwölf Monaten die ersten Gespräche geführt, fünf Monate später begannen sie nach Wien zu fliegen", ergänzt Flughafen-Wien-Vorstandsmitglied Julian Jäger. Die AUA profitiert laut ihrem Chef insofern davon, als man nun Passagiere aus den Golfstaaten wie Abu Dhabi und Dubai über das Drehkreuz Wien vorwiegend nach Osteuropa, etwa Budapest und Prag, weiterleiten könne.

Neue Billigairline in Lufthansa-Konzern

Nach Wien bekommen würde der AUA-Chef gerne auch Eurowings. Unter dieser Dachmarke will die AUA-Mutter Lufthansa ab Ende 2015 im europäischen Billigflugsegment aufholen und sich auf der Low-Cost-Langstrecke positionieren. Die Lufthansa-Gruppe sucht jetzt nach paneuropäischen Flughäfen, die als Eurowings-Basen (neben dem Stammsitz in Köln) aufgebaut werden können. Wien wäre – nachdem die AUA konzernweit jetzt den günstigsten Kollektivvertrag hat – als Standort definitiv eine Option, sagt Albrecht. Warum er sich gute Chance ausrechnet, erklärt der AUA-Chef so: "Es ist eine logische erste Entscheidung, zum Beispiel nach Wien oder Brüssel zu schauen, weil man schon die Infrastruktur hat und den Markt bereits kennt."

Ganz neu wäre eine solche Übung für die Österreicher nicht. Im Auftrag der Swiss fliegt die AUA bereits vier Flüge mit Dash-Maschinen, indem sie eigenes Gerät und die eigene Mannschaft einsetzt. Ein ähnliches Modell wäre auch mit Eurowings denkbar. Möglich wäre aber auch ein Modell der Bereederung, wie es im Fachjargon heißt, wenn Piloten wie Kabinenpersonal unter einer anderen Marke fliegen. Hier kommt für Albrecht auch der unter heftigen Turbulenzen zustande gekommene Kollektivvertrag ins Spiel. Man könne nun innerhalb der Lufthansa-Gruppe punkten und müsse nicht befürchten, "dass wir andere Piloten vor die Nase gesetzt bekommen".

Keine Drohung an die Crew

Interne Aufstände in der Crew, weil zu viel Eurowings über die Österreicher hereinbrechen könnte, befürchtet der AUA-Chef nicht. "Das ist keine Drohung, dass man da mehr Eurowings sieht. Im Gegenteil: Hoffentlich werden wir mehr Eurowings sehen. Und hoffentlich werden wir mehr Austrian sehen." Sollte Wien tatsächlich als Eurowings-Basis auserkoren werden, müssten hier, um eine kritische Masse zu erreichen, mindestens drei oder vier Flugzeuge stationiert sein, mit denen man acht bis zehn Destinationen anzubieten versuchen würde, sagt Albrecht.

So gesehen seien auch der Betriebsübergang und der KV-Übergang trotz der mit der Rückabwicklung verbundenen Kosten im Nachhinein gesehen goldrichtig gewesen: "Dieser Betriebsübergang hat der AUA zweieinhalb Jahre Leben geschenkt. Zwei Jahre später haben wir einen Kollektivvertrag geschafft, der sich für beide Seiten sehen lassen kann. Heute sitzen wir hier und besprechen Wachstumsalternativen."

Preis nach Leistung

Nicht nur für die Airline selbst, sondern auch für die AUA-Kunden soll es 2015 Neuerungen geben. Habe der Kunde heute die Möglichkeit, Pakete wie Economy-Class und Business-Class zu erwerben, so wolle er zunehmend selbst entscheiden, für welche Leistungen er zu zahlen bereit ist, sagt Albrecht. "Das bedeutet, die Preise für das Fliegen pro Person von A nach B ohne Koffer werden billiger. Der Kunde, der etwas mehr Bequemlichkeit will, etwa nicht mit dem Mittelsitz zufrieden ist, der mehr Beinfreiheit haben oder in der Economy-Class ein hochwertiges Business-Class-Menü essen will, der wird ein bisschen mehr oder viel mehr zahlen."

Über das Ausmaß der Preisänderungen will Albrecht noch nichts sagen. Im ersten Halbjahr 2015 soll das neue Modell, das auch Gepäckgebühren beinhalten wird, stehen, im zweiten Halbjahr steht die Realisierung an. Dass sich trotz der schwierigen geopolitischen Situation und insbesondere der weiterhin schwierigen Lage in Russland und der Ukraine heuer und im kommenden Jahr für die AUA schwarze Zahlen ausgehen werden, davon zeigt sich Albrecht, dessen Vertrag gegen Ende 2015 ausläuft, überzeugt. Nach der "ersten schweren Halbzeit, das ist wie beim Fußball", sei ihm durchaus daran gelegen, so der AUA-Chef, eine zweite Halbzeit in Angriff zu nehmen. (Regina Bruckner, derStandard.at, 17.12.2014)