Das Salzkammergut mit seiner Kombination aus steilen Felsen und tiefen Seen, garniert mit oft angenehm altmodisch wirkenden Sommerfrischedörfern und -städtchen gehört zweifelsfrei zu den Traumlandschaften Österreichs; nein, ganz Europas.

Ganz vorne dabei

In einem Salzkammergut internen Ranking der Landschaftseindrücke wäre das Spitzenfeld dicht gedrängt und die steirische Seite mit dem Ausseer Becken jedenfalls ganz vorne dabei. Daran kann auch die eine oder andere Geschmacksunsicherheit der Regionalpolitiker wie beispielsweise die als Mercedes-Stern ausgeführte Brücke in Bad Aussee etwas ändern.

Foto: Thomas Neuhold

Im Winter wohnt der Region ein ganz besonderes Flair inne. Zwar dürfen Teile des Salzkammergutes mit der adeligen Sommerfrischekultur beziehungsweise mit den bürgerlichen Nachahmern getrost als Wiege des österreichischen Tourismus bezeichnet werden, das Schicksal ganzer Talschaften in Tirol oder Salzburg, die dem Seilbahntourismus geopfert wurden, blieb dem Salzkammergut aber erspart. Die Touristiker setzen eher auf Adventtourismus und Winterfrischler.

Kein Jagatee, keine Schnitzel

Hier läuft bis heute alles ein Stück gemütlicher und langsamer ab. An Autobahnraststätten erinnernde schreiend laute Skihütten mit Schnitzel, Pommes und Jagatee gibt es keine. Im Gegenteil: Verschiedentlich werden die wenigen kleinen Skigebiete teilweise wieder zurückgebaut. Die Katrin-Bahn in Bad Ischl beispielsweise verkehrt zwar im Winter, nimmt aber keine Skifahrer mit. Auf der Postalm bei Strobl am Wolfgangsee ist der zentrale Lift heuer stillgelegt worden. Und die bestehenden Skigebiete wie jenes am Ausseer Loser nehmen sich im Vergleich zu den Pistenautobahnen Westösterreichs richtiggehend bescheiden aus.

Im Reich der Tourengeher

Somit bleiben die meisten Salzkammergutberge - von der Osterhorngruppe bis zum Toten Gebirge - den Fellgehern vorbehalten. Rund um Bad Aussee zwischen Altausseersee und Grundlsee ist das nicht anders. Hier finden vor allem versiertere Skibergsteiger ein reiches Betätigungsfeld.

Die Touren vom Grundlsee auf das riesige Plateau des Toten Gebirge sind lang und teilweise recht anspruchsvoll. Am Plateau selbst ist alpine Erfahrung Voraussetzung. Nicht ganz so weit sind die Hausberge von Aussee. Aber auch Sandling, Zinken und Sarstein dürfen nur bei sicheren Verhältnissen und von Geübten angegangen werden. Die Abfahrten sind steil und lawinengefährlich.

Gemütlicher Kampl

Der gemütlichste und nur bei sehr großer Lawinengefahr gefährliche Skiberg bei Bad Aussee ist der 1685 Meter hohe Kampl im Osten des Ausseer Beckens. Die Route führt von der Weißenbachstraße weg, anfangs flach über Bauernwiesen, dann entlang einer romantischen Forststraße nach Osten bis zu den Weißenbachalmen am gleichnamigen Bach. Hier zweigt die Spur nach Süden ab und nach einer kurzen Engstelle - dem Eisengraben - geht es durch lichten Wald am Hasenkogel vorbei zu einer weiten Hochebene an deren Ende das Gipfelkreuz an einer scharfen Kante, oberhalb der Tauplitz steht. Die Abfahrt ist mit dem Anstieg ident. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 20.12.2014)