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Russland taumelt, und die Aussichten sind trüb. Das Finanzministerium verkauft schrittweise Devisenreserven - der Rubel legt zu.

Foto: Reuters/Maxim Zmeyev

Moskau - Das russische Finanzministerium verkauft zur Stützung des Rubel Devisenreserven. Russland sei bereit, Devisen im Wert von sieben Milliarden Dollar (5,6 Milliarden Euro) auf den Markt zu werfen. Der Verkauf könne schrittweise erfolgen. Zusammen mit dieser Ankündigung erklärte das Ministerium am Mittwoch, die Währung des Landes sei stark unterbewertet. Der Rubel zog nach der Ankündigung kräftig an. Der Dollar verlor 8,9 Prozent auf 62,35 Rubel.

Die Erholung war jedoch nicht von Dauer: Am späten Vormittag notierte der Dollar kaum verändert bei 68,34 Rubel. Am Dienstag hatte der Dollar zeitweise ein Rekordhoch von 79,9125 Rubel errreicht.

Russland leidet unter Ölpreisverfall

Die russische Währung ist seit Monaten unter Druck, weil die Wirtschaft des Landes unter dem anhaltenden Ölpreisverfall wie auch unter den westlichen Sanktionen infolge der Ukraine-Krise leidet. Seit Jahresbeginn hat der Rubel rund 50 Prozent seines Werts verloren. Die Zentralbank hatte Dienstagnacht versucht, die Abwertung mit einer drastischen Zinserhöhung auf 17 Prozent zu stoppen.

Der russische Leitindex, der am Dienstag ebenfalls unter die Räder gekommen war, legte um 4,3 Prozent zu. Er war am Vortag mit einem Minus von 12,4 Prozent aus dem Handel gegangen.

EZB beruhigt

Die bei der EZB angesiedelte Aufsicht über die größten Banken in der Eurozone erwartet bislang kaum Auswirkungen des Rubelverfalls auf die Kreditinstitute. "Wir denken, dass die Märkte für einige Tage, vielleicht einige Wochen nervös sein werden, deshalb sind die Aufseher wachsam und beobachten was passiert. Aber wir denken, dass die Schulden russischer Firmen bei den Banken eine Dimension haben, die keinen Anlass geben sollte, Probleme zu fürchten", sagte die Chefin der Aufsicht, Danielle Nouy, am Mittwoch im französischen Radiosender "Inter Radio". Die jüngste massive Abwertung des Rubel belastet die russische Wirtschaft schwer. Manche Experten fürchten bereits die Staatspleite.

Drastischer Rückgang deutscher Exporte

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet unterdessen für dieses Jahr mit einem Rückgang der deutschen Exporte nach Russland um 20 Prozent. Deutsche Unternehmen litten unter der "dramatisch sinkenden Kaufkraft" der Russen, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Zusätzlich würden sich die Geschäftsaussichten in Russland im nächsten Jahr weiter eintrüben und Investitionen zurückgehen.

"Deutsche Autofabriken sind bereits seit einigen Wochen auf Kurzarbeit geschaltet oder entlassen Mitarbeiter", sagte Treier. Die Sanktionen gegen Russland würden als Katalysator dieser Entwicklung wirken, die sich allerdings bereits davor abgezeichnet habe. Noch stiegen bei Konsum- und Gebrauchsgütern die Umsätze, weil russische Bürger ihr Geld noch ausgäben, bevor es weiter an Wert verliere. "Diese Entwicklung wird jedoch befristet sein, bis Ersparnisse aufgebraucht sind."

Zudem sänken die Erlöse deutscher Firmen in Russland, weil sie umgerechnet in Euro nur noch die Hälfte dessen wert seien, was sie vor Jahresfrist einbrachten. Mit Blick auf die wirtschaftliche Stabilität Russlands warnte der DIHK davor, dass Russland zunehmend seine Reserven verbrauche. Devisen würden nicht in dem Maß ins Land zurückfließen wie in der Vergangenheit. Auch zur Budgetfinanzierung sei wegen des Ölpreissturzes ein Rückgriff auf die Reserven nötig. (APA, Reuters, 17.12.2014)