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Delegationen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (im Bild eine beim Suezkanal) sind gern gesehen bei der ägyptischen Regierung.

Foto: Reuters / Asmaa Waguih

Politische Stabilität durch wirtschaftliches Investment - oder auch umgekehrt: Noch bis zum 24. Dezember hat das Unternehmen Abraaj Investment aus den Arabischen Emiraten (VAE) Zeit, um seinen Rivalen Kellogg Co. im Kampf um die Übernahme des ägyptischen Keksherstellers Bisco Misr auszustechen. Der Bieter-Clinch dauert seit Monaten an und zeigt nicht nur, dass das Vertrauen gewisser Investoren in Ägypten wieder langsam steigt: Einmal mehr ist eine Firma aus den Emiraten involviert - und das hat auch politische Implikationen.

Das Emirat ist die treibende ausländische Kraft im Bemühen, die Wirtschaft am Nil zu stabilisieren. Die Emirate seien im Moment der aktivste Wirtschaftspartner, bestätigt auch Mohammed Abu Basha, Ökonom bei der Investmentbank EFG Hermes in Kairo.

2,3 Milliarden Dollar

Es vergeht kaum ein Tag, an dem ägyptische Medien nicht über neue Aktivitäten von Firmen aus den Emiraten in der ägyptischen Wirtschaft berichten. Die Lancierung eines großen Tourismusprojektes an der Nordküste, das Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan, dem Herrscher von Abu Dhabi und Präsidenten der Emirate, gewidmet ist; oder auch die Schenkung von rund 1000 Kleinlastern zur Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Ägypter durch einen Geschäftsmann; oder auch die Ankündigung der Al-Futtaim-Gruppe, in den nächsten fünf Jahren 2,3 Milliarden US-Dollar (1,85 Milliarden Euro) in Shopping Malls und Wohnanlagen zu investieren - das sind nur einige der neusten Ankündigungen.

Abu Dhabi hat Ägypten nach dem Sturz der Muslimbrüder im Sommer 2013 auch großzügig mit Finanzhilfen und Gratislieferungen von Brennstoffen unterschützt. Ökonom Abu Basha schätzt, dass sich das Engagement etwa je zur Hälfte auf Darlehen und Investitionen verteilt.

20 Milliarden Dollar von Investoren

Die Regierung in Abu Dhabi hat sogar private Beraterfirmen engagiert, um Kairo beim Schuldenmanagement zu unterstützen und Strategien für verschiedene Wirtschaftssektoren auszuarbeiten.

Die VAE und Saudi-Arabien gehören auch zu den Mitorganisatoren der internationalen Investorenkonferenz Mitte März 2015 in Sharm el-Sheikh: Diese Veranstaltung soll Ägypten ausländische Investitionen in der Höhe von 20 Milliarden US-Dollar bringen. Ende November gab es in Abu Dhabi bereits eine Art Vorkonferenz, um Investitionsmöglichkeiten für die kommenden fünf bis 20 Jahre zu propagieren.

Laut Abu Basha beruhen die Projekte der Vereinigten Arabischen Emirate auf fundierten wirtschaftlichen, finanziellen und sozioökonomischen Überlegungen und seien durchaus dazu geeignet, das Wachstum anzukurbeln. Das Portfolio ist breit gestreut, und fast alle Sektoren sind vertreten.

Emiratische Geschäftsleute sind keine Neulinge in Ägypten; die bekanntesten sind seit vielen Jahren im Land, schon lange vor dem Sturz von Hosni Mubarak 2011 und der Revolution. Seit dem Sturz der Muslimbrüder vor eineinhalb Jahren haben sie ihr Engagement sogar deutlich ausgebaut.

Investor Nummer zwei

Wertmäßig rangieren ihre Investitionen in Ägypten nach Saudi-Arabien an zweiter Stelle, aber die VAE sind deutlich sichtbarer und aktiver. Es heißt auch allgemein, die Emirate würden ihre Projekte sehr zügig umsetzen und nicht bloß große Ankündigungspolitik betreiben.

Eine zu große Abhängigkeit von den Emiraten oder gar eine zu starke Konzentration befürchtet Ökonom Abu Basha nicht, denn der Gesamtwert von vier Milliarden US-Dollar mache weniger aus als ein Prozent der ägyptischen Wirtschaftsleistung.

Während die privaten Unternehmen der VAE nach ökonomischen Gesichtspunkten agieren, hat die Zusammenarbeit von staatlichen Unternehmen eine deutlich politische Färbung: Das illustriert etwa das Vorhaben, in der Wüste in großem Stil Getreide anzubauen - was wirtschaftlich freilich wenig sinnvoll ist. Abu Dhabi versteht sich als strategischer Partner und tut alles für den Erfolg der Regierung von Präsident Abdelfattah al-Sisi, der vor allem an seinen ökonomischen Fortschritten gemessen wird. (Astrid Frefel aus Kairo, DER STANDARD, 17.12.2014)