Foto: HO

Fast zwanzig Prozent der gewerblichen Betten fallen in die Kategorie Gesundheitstourismus.

Wien - Immer mehr Arbeit, die sich aus Kostengründen auf immer weniger Köpfe verteilt, ständige Erreichbarkeit, verschwimmende Grenzen zwischen Dienst und Freizeit. Dazu oft noch der Druck, bis ins hohe Alter sportlich fit zu bleiben, was mitunter zu Übertreibungen und zu Verletzungen führt: Das ist die Quelle, aus der der Gesundheitstourismus schöpft. Krise scheint in dem Bereich ein Fremdwort zu sein.

Wobei Gesundheitstourismus nicht gleich Gesundheitstourismus ist. Es gibt fünf Richtungen, in die die Branche ausfranst: Wellnesstourismus mit Schwerpunkt Wohlfühlen und Entspannen, Thermentourismus, sprich Thermalanlagen mit (fallweise auch ohne) gesundheitlichen Schwerpunkt sowie alpiner Wellnesstourismus, der mit der heilenden Wirkung des Höhenklimas punktet.

Medical Wellness hebt ab

Dazu noch die spezifische Form des Medical-Wellness-Tourismus, bei dem der medizinische Aspekt im Zentrum aller Anwendungen und Behandlungen steht, sowie der ästhetisch minimal-invasive Medizintourismus. Letzterer umfasst unter anderem Anwendungen bzw. Eingriffe aus dem Bereich der Anti-Aging-Behandlungen.

Laut einer Studie der Managementberatung con.os Tourismus Consulting GmbH, die 2011 im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellt wurde, sind dem Gesundheitstourismus in Österreich in seiner Gesamtheit rund 18 Prozent der gewerblichen Betten zuordenbar. In Drei-, Vier- oder Fünfsternehotels ist es in Summe fast jedes vierte Bett, das gesundheitstouristisch genutzt wird - mit Spitzen von 32 Prozent in der Steiermark und sogar 51 Prozent im Burgenland.

Das Gros des gesundheitstouristischen Bettenangebots - 78 Prozent - entfallen auf das Segment Wellnesstourismus (82.800 Betten), zwölf Prozent auf Thermentourismus (14.200 Betten), zwei Prozent auf alpinen Wellnesstourismus (3100 Betten) und acht Prozent auf den Medical-Wellness-Tourismus (8500 Betten). Letzterer ist extrem hochpreisig, von Konjunkturschwankungen aber so gut wie unberührt.

Thermal und alpin

"Ich denke, in dem Bereich wird es auch nie einen Knick geben. Wenn das Angebot passt, wird es auch angenommen", sagte Christian Harisch, geschäftsführender Gesellschafter des Lanserhofs in Tirol, dem STANDARD. Entscheidend sei, dass man das Produkt glaubhaft verkaufen könne. Gerade da wünscht sich Harisch mehr Unterstützung seitens der Politik.

"Österreich könnte das erste Land in Europa werden, wo man die Maut für Elektroautos aufhebt, auf ungesundes Essen eine hohe Steuer einhebt und im Gegenzug Bioprodukte von der Mehrwertsteuer befreit", sagte Harisch. "Das wäre konsequent, würde aber heißen, dass man auch das Rauchen zurückdrängt und nicht an dieser halbherzigen Lösung, die wir jetzt in Österreich haben, festhält."

Der Lanserhof in Lans bei Innsbruck ist seit nunmehr 30 Jahren eine Institution in Sachen Heilfasten nach F. X. Mayr. Inzwischen gibt es einen Ableger des Lanserhofs am Tegernsee in Bayern und eine ambulante Variante in Hamburg. Dort gibt es neben der klassischen Mayr-Kur zusätzlich den Schwerpunkt Sportmedizin.

Lanserhof wird umgebaut

Neben den traditionell starken Märkten Österreich, Schweiz und Deutschland sei auch Großbritannien, speziell London, ein Hoffnungsmarkt. Dort könnte der dritte Ableger des Lanserhofs entstehen. "Wir sind in losen Gesprächen, fix ist nichts", sagte Harisch. Überlegt werde eine ambulante Einrichtung wie in Hamburg.

Fix ist hingegen der Umbau am Stammsitz in Lans, wo 2016 unter anderem ein Badehaus und ein Außenpool wie am Tegernsee geplant ist. Die Höhe der Investition stehe noch nicht fest, werde aber "deutlich zweistellig sein, aber noch einen Einser davor haben", sagte Harisch. Während der Umbauzeit will sich der Lanserhof anderswo einmieten.

Am Tegernsee wurden 70 Millionen Euro investiert, eine Million pro Zimmer. Der Aufenthalt kostet 3700 Euro pro Woche, um 1000 Euro mehr als in Lans.

Zum Innenpool soll sich 2016 ein Badehaus mit Außenpool gesellen: Auf dem Lanserhof investiert man einen zweistelligen Millionenbetrag, um den steigenden Ansprüchen der Gäste gerecht zu werden. (Günther Strobl, DER STANDARD, 16.12.2014)