Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) ermittelte im "Polizeiruf 110: Hexenjagd" in der ARD.

Foto: ARD

Was musste das Fernsehpublikum nicht alles mitmachen vergangenen Samstag. Nie wieder "Wetten, dass ..?"! Und dann auch noch die ereignisreichen Wetten, die fesselnden Gespräche auf der scheinbar unendlich sich drehenden Promicouch!

Gut, dass der "Polizeiruf 110: Hexenjagd" dann erst einmal ordentlich Tempo rausnahm. Nicht nur die Rohrbombenexplosion in einer Schule, die Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski und Polizeihauptmeister Krause auf den Plan rief, wurde in Zeitlupe gezeigt. Auch sonst ging hier alles ganz langsam.

Die Direktorin wandelte gesetzten Schrittes durch die leeren Gänge ihrer Schule. Olga Lenski fuhr mit ihrem Wagen auch nicht eben rasend schnell durch die brandenburgische Idylle. Die Tourismuswerbung hat wohl auch ein Wörtchen mitzureden. Außerdem gibt es bei diesem Fall wahrlich keinen Grund zu hetzen. Die zahlreichen Verdächtigen benehmen sich ohnehin aufschlussreich genug. Und Kollege Krause kennt die Sekretärin der Schuldirektorin von früher, kann alles Nötige also ganz entspannt bei einem Käffchen mit der alten Freundin abfragen.

Ansonsten ist es mit der Idylle nicht weit her: Mütter des gehobenen Bürgertums gerieren sich ob des gefährdeten Abschlusses ihres Nachwuchses wie von Sinnen und würden wohl auch morden, wenn nur der Spross eine gesicherte Zukunft hat.

Jugendliche benehmen sich wie grausame Ego-Maschinen, das Lehrpersonal hat seine Methoden dafür offenbar noch aus der Kaiserzeit. So gemütlich, so gefühlskalt ist es in dieser Schulwelt. Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir, heißt es. Die Frage ist nur: Was für ein Leben soll das sein? (Andrea Heinz, DER STANDARD, 16.12.2014)