Wien/San Antonio - Das Auftreten typischer Nebenwirkungen einer Therapie sagt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ihren Effekt voraus. Das haben Forscher der Zentraleuropäischen Studiengruppe für Onkologie (CECOG - Central European Cooperative Oncology Group) herausgefunden. Ihre Studie wurde kürzlich beim Internationalen Brustkrebssymposium im texanischen San Antonio präsentiert.

Wissenschafter des internationalen Forscherteams um Christoph Zielinski, Koordinator des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH, gingen von den Daten ihrer sogenannten Turandot-Studie aus. In der Untersuchung hatten sie bei Frauen mit metastasiertem Brustkrebs ohne Möglichkeit einer Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Trastuzumab (HER-negativer Brustkrebs) zwei verschiedene Behandlungsmöglichkeiten untersucht: die Kombination entweder des Chemotherapeutikums Capecitabine oder oder des Zytostatikums Paclitaxel mit dem monoklonalen Antikörper Bevacizumab.

Unterschiedliche Ausprägung

Die Onkologen versuchen derzeit weltweit, möglichst viele Parameter zu identifizieren, um die Wirkung einer Behandlung vorhersagen zu können. Dadurch soll ermöglicht werden, Therapien gezielter einzusetzen bzw. nicht wirksame Behandlungen für gewisse Patienten im Vorhinein auszuschließen.

In der aktuellen Analyse ging es um das sogenannte "Hand-Fuß-Syndrom". Dabei handelt es sich um eine Nebenwirkung, die in verschieden schwerer Ausprägung bei mit Capecitabine behandelten Krebspatienten auftreten kann. Das kann von schmerzlosen Rötungen und Taubheitsgefühl an den Hand- und Fußoberflächen bis hin zu Schmerzen, Blasen und anderen Hautreizungen reichen.

Compliance-Faktor

In der Turandot-Studie war bei 154 mit Capecitabine Behandelten dieses Syndrom aufgetreten, bei 123 Probanden hingegen nicht. Bei der Analyse des Krankheitsverlaufes und der Überlebensdaten dieser Patienten stellte sich heraus, dass das "Hand-Fuß-Syndrom" offenbar als Nebenwirkung auch den Behandlungseffekt des Medikaments vorhersagt: Demnach hatten die Erkrankten mit dieser Nebenwirkung (speziell wenn sie innerhalb von drei Monaten nach Behandlungsbeginn auftrat) ein um mehr als 40 Prozent geringeres Risiko für das Fortschreiten der Brustkrebserkrankung.

Die Gesamtmortalität war unter den Patienten mit dem Syndrom um rund 55 Prozent geringer als bei den Frauen, welche unter der Capecitabine-Therapie die Nebenwirkung nicht aufwiesen. "Das frühzeitige Auftreten des 'Hand-Fuß-Syndroms' (zum Beispiel innerhalb von drei Monaten) könnte helfen, die Patienten zum Beibehalten der Behandlung mit Capecitabine zu motivieren und die Compliance zu erhöhen", so die Autoren. Könnte man Labormarker als Frühwarnung für das Auftreten des "Hand-Fuß-Syndroms" finden, könnte dies eine wirkungsprognostische Strategie noch verbessern. (APA/red, derStandard.at, 15.12.2014)