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Fahrradabstellplätze vor dem neuen Hauptbahnhof: vorerst noch nicht witterungsfest.

Foto: dpa/Ronald Wittek

Wien – Der neue Zugfahrplan, der seit Sonntag gilt, führt einen Großteil der Westbahnzüge nun zum neuen Wiener Hauptbahnhof – womit sich die Passagierzahlen dort von einem Tag auf den anderen vervielfacht haben. Pech für die von der Gemeinde Wien so vielfach herbeiprophezeiten multimodalen Rad-Bahn-Fahrer, denn diese müssen sich vorerst noch mit den Fahrradbügeln auf dem Bahnhofsvorplatz begnügen. Die geplanten witterungsgeschützten Radgaragen werden erst im Sommer eröffnet. Noch hat man nicht einmal einen Betreiber gefunden.

"Es wird insgesamt drei Fahrradgaragen geben, die erst noch hergerichtet und ausgebaut werden müssen", sagt Karl Hartig, Projektleiter bei der ÖBB Infrastruktur AG. Zwei kleinere Einheiten mit jeweils 100 und 200 Garagenstellplätzen wird es an der D-Wagen-Durchfahrt Karl-Popper-Straße geben, die größte Indoor-Garage mit rund 800 Stellplätzen wird in der Nähe der Bahnhofshalle zwischen Sonnwendgasse und Busbahnhof errichtet – da, wo bis vor kurzem das provisorische ÖBB-Reisezentrum untergebracht war.

Ausschreibung läuft noch

"Zusätzlich zur Garage, die zum Großteil wahrscheinlich aus Doppelparkern bestehen wird, möchten wir eine Werkstatt mit Fahrradservice anbieten", erklärt Hans-Christian Heintschel, Pressesprecher der Stadt Wien. "Unser Ziel ist, einige Arbeitsplätze am zweiten Arbeitsmarkt zu schaffen und so jenen Menschen einen Job anzubieten, die es im Leben etwas schwerer haben." Die Ausschreibungsphase ist im Laufen. Angeblich, hört man von unterschiedlichen Stellen, sind drei Betreiber in der engeren Auswahl. "Es könnte auch eine Fahrradkette sein", so Heintschel.

Warum es nicht gelungen ist, das Vergabeverfahren bereits im Vorfeld abzuwickeln, was eine rechtzeitige Inbetriebnahme der Radgarage ermöglicht hätte? Darauf gibt es weder bei der Stadt Wien noch bei der ÖBB Infra eine zufriedenstellende Antwort. "Geplant war, die Radgarage im Frühjahr zu eröffnen", erzählt Michael Frischauf, Projektleiter im planenden Architekturbüro Albert Wimmer ZT GmbH. "Wie es aussieht, muss die Eröffnung nun auf Sommer verschoben werden. Laut unserer Planung soll es auch Sonderabstellzonen für Anhänger, E-Bikes und Kinderwagen geben."

Toilette statt Spind

Geplant war, insgesamt mehr als 1200 absperrbare Radstellplätze zu errichten. Die Zahl ist inzwischen auf 1000 geschrumpft. Und auch die von Architekt Wimmer geplanten Spind- und Umkleideräumlichkeiten für Dauerkunden und ÖBB-Jahreskartennutzer sind dem Rotstift zum Opfer gefallen. Stattdessen soll ein Teil der Radgarage abgezwackt werden, um für die Besucher des benachbarten Helmut-Zilk-Parks eine öffentliche WC-Anlage zu errichten.

Ob die etwa tausend Stellplätze langfristig reichen werden, ist fraglich. Am Salzburger Hauptbahnhof gibt es seit bereits einigen Wochen eine Fahrradgarage mit insgesamt 660 Radstellplätzen sowie einen Werkstattservice für Fahrräder und Rollstühle. Mit knapp 150.000 Einwohnern jedoch hat Salzburg nicht einmal ein Zehntel der Wiener Bevölkerung. "Wenn es Bedarf nach mehr geben sollte, kann man ja immer noch weitere Garagen nachrüsten", sagt ÖBB-Infra-Projektleiter Hartig. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 15.12.2014)