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Der Rechnungshof hat sich in seiner jüngsten OeNB-Prüfung des Themas Gold ngenommen. In seinem Rohbericht gibt er der OeNB mannigfaltige Empfehlungen mit auf den Weg.

Foto: AP/Ruetschi

Wien - Die Goldreserven der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) bzw. ihre Lagerstätten in Großbritannien und in der Schweiz sind immer wieder Thema politischer Diskussionen. Vor allem die Freiheitlichen fordern gern die Verlagerung nach Österreich, das Beispiel der Deutschen Bundesbank vor Augen. Selbige will ihr Gold bis 2020 zur Hälfte nach Deutschland übersiedeln.

In Österreich hat sich der Rechnungshof in seiner jüngsten OeNB-Prüfung des Themas Gold angenommen. In seinem Rohbericht gibt er der OeNB mannigfaltige Empfehlungen mit auf den Weg. Einer der Kernpunkte: Angesichts des "hohen Konzentrationsrisikos bei der Bank of England" raten die Prüfer zur "raschen Evaluierung aller Möglichkeiten einer besseren Streuung der Lagerorte". Nicht nur die Vertragspartner sollen diversifiziert werden, sondern es solle auch zur "tatsächlichen Streuung der Lagerorte" kommen.

Goldübersiedlung möglich

In der Notenbank hält man eine solche Verlagerung nicht für grundsätzlich ausgeschlossen. Das vorhandene Goldlagerungskonzept werde überprüft, allenfalls werde man auch Teile des in Großbritannien gelagerten Goldes nach Österreich bringen, erklären OeNB-Experten dem Standard. Allfällige Änderungen werde man nach Sicherheits- und ökonomischen Kriterien beschließen, heißt es in der OeNB.

Kurz zur Orientierung im Goldmilieu: Österreich besitzt 280 Tonnen Gold, nur ein kleiner Teil davon (17 Prozent) sind in Wien aufbewahrt. 80 Prozent der Reserven lagern in London, dem Haupthandelsort für Gold, drei Prozent in der Schweiz. Zum Vergleich: Die Deutsche Bundesbank verfügt über 3400 Tonnen Gold; ungefähr die Hälfte davon lagerte (Stand: 2013) in den USA. Mit dem Beschluss von Ende 2012, die Hälfte des Goldes nach Deutschland zu übersiedeln, gab die Bundesbank politischem Druck nach.

Prüfer wollen Strategie

Daran denkt man in der OeNB nicht; die Notenbank entscheide "autonom", wie betont wird. Es gebe aber sehr wohl eine Diskussion über die Goldlagerung, man werde die Empfehlungen des Rechnungshofs aufnehmen und evaluieren. Dessen Endbericht liegt allerdings noch nicht vor, die OeNB hat den Prüfern am 28. November ihre Stellungnahme zum Rohbericht übermittelt.

Die Prüfer raten zudem eine Analyse der Kosten der Lagerstellen sowie eine "Gesamtstrategie für das Management der Goldreserven" an. Die OeNB dazu: "Möglichkeiten zur Weiterentwicklung eines langfristigen Lagerstellenkonzepts werden evaluiert." Die Kritik der Prüfer, die OeNB habe das Gold, das nicht in der Nationalbank selbst gelagert ist, von 2009 bis 2013 nicht bzw. nicht regelmäßig "physisch überprüft", weist die OeNB in ihrer Stellungnahme heftig zurück.

Im Oktober 2011 hätten Notenbanker, wie im Rohbericht erwähnt, in drei Lagerstätten in der Schweiz und in eine in London "Einschau" gehalten. 2012 seien die Goldbestände in der Münze Österreich geprüft worden. Stichwort Einschau: Diese dürfte so leicht nicht sein. Jedenfalls kritisieren die Prüfer, dass die Zutrittsmöglichkeiten nicht mit allen Lagerstellen vertraglich vereinbart seien.

Heftige Kritik übt der Rechnungshof an der Revision für die Goldbestände im Ausland: Da fehle ein Konzept, was eine Lücke im internen Kontrollsystem darstelle. Die OeNB bestreitet das, die 2013 gegründete Abteilung für "Werterevision" erfülle diese Aufgabe bereits.

Sozialleistungen im Visier

Abseits des Goldes beschäftigen sich die Prüfer auch mit den Sozialleistungen für Notenbanker. Sie monieren einen aktualisierten Überblick zu den Leistungen, auch der berühmte OeNB-Sportverein ESV ist Thema. Nur ein Beispiel: "Sonderurlaube und Dienstreisen für den ESV wären deutlich einzuschränken". Hintergrund dafür: Notenbanker, die bei sportlichen ESV-Wettkämpfen mittun, bekommen Urlaub hierfür.

Das Direktorium hat drei Arbeitsgruppen eingesetzt und will bis zum ersten Quartal 2015 Reformen umsetzen, gleichzeitig aber als Arbeitgeber in der Bankenbranche konkurrenzfähig bleiben. Was zum Beispiel geplant ist: Der ESV soll (OeNB-intern) verkauft, Essen für die Banker (das Menü in der Messe kostet 1,4 Euro) teurer werden. Auch die Subventionierung von Urlaubsquartieren soll fallen. All das sorgt für Querelen: Viele Sozialleistungen sind in Betriebsvereinbarungen festgeschrieben. (Renate Graber, DER STANDARD, 13.12.2014)