Bild nicht mehr verfügbar.

Ludwik Lejzer Zamenhof auf einer Aufnahmen aus dem Jahr 1908. Am 15. Dezember vor 155 Jahren wurde der Erfinder der Kunstsprache Esperanto geboren.

Foto: Archiv

Wien - Es ist eine der jüngsten Sprachen der Welt: Am 26. Juli 1887 veröffentlichte der damals 28-jährige polnisch-jüdische Augenarzt und Philologe Ludwik Lejzer Zamenhof unter dem Namen "Dr. Esperanto" (der Hoffende) die Plansprache Esperanto. Seine Absicht war, mit einer leicht erlernbaren, neutralen Sprache nationalistische Barrieren zu durchbrechen und grenzenlose Verständigung zu ermöglichen.

Zunächst fand Esperanto viele Befürworter, bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs gab es zahlreiche Verbände auf allen Kontinenten. Schon bald kam es jedoch zu politischen Widerständen und Verboten. Im nationalsozialistischen Deutschland etwa wurde die Esperanto-Bewegung als "jüdisch und undeutsch" verboten, im Stalinismus der Sowjetunion wurden Esperantisten als Kosmopoliten und angebliche Spione verfolgt.

Nach dem Kalten Krieg erlebte die Sprache international wieder Auftrieb, die Zahl der Landesverbände stieg wieder. Gerade mit der Ausbreitung des Internet erlangte die Sichtbarkeit und Vernetzung von Esperantisten eine neue Blüte. Gesicherte Schätzungen über die Zahl derjenigen, die als Zweitsprache Esperanto sprechen, gibt es zwar nicht - die Angaben variieren zwischen einer halben und einigen Millionen Menschen. Laut österreichischem Esperanto-Verband rangiert die Sprache jedenfalls unter den größten 100 von etwa 6.800 weltweit.

Tag des Esperanto-Buchs

Seit einigen Jahren wird in verschiedenen Ländern der Geburtstag Ludwik Zamenhofs am 15. Dezember als "Librotago", als Tag des Esperanto-Buchs, gefeiert. Heuer will die Wiener Buchhandlung Lhotzkys Literaturbuffet auch in Österreich einen Anstoß dazu geben, sich mit Literatur in und über Esperanto auseinanderzusetzen und lädt am kommenden Montag zum "Librotago 2014" ein.

Ab 19.00 Uhr können sich an Esperanto Interessierte mit der breiten Palette an Esperanto-Literatur vertraut machen - von Übersetzungen der Klassiker der Weltliteratur bis zu Fachwörterbüchern, von in Esperanto gedichteter Lyrik hin zu Science Fiction- und Kriminalliteratur.

In Wien widmet sich übrigens auch das Esperantomuseum der Österreichischen Nationalbibliothek seit seiner Eröffnung 1929 dem Wesen und der Geschichte dieser und anderer Plansprachen. Die Bestände umfassen 35.000 Bibliotheksbände, 2.500 Zeitschriftentitel, 3.000 museale Objekte, 2.000 Handschriften und Manuskripte, 23.000 Fotos, 1.100 Plakate und 40.000 Flugschriften. (red, derStandard.at, 12.12.2014)