Es schaut recht trübe aus. Eine Rezession nächstes Jahr ist möglich. Die europäische Konjunktur springt nicht an, was wahrscheinlich strukturelle Ursachen hat. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, und die Politik kann nicht viel dagegen machen.

Europa hat plötzlich einen Gegner, möglicherweise auch Feind: Wladimir Putin will die EU sprengen, weil sie (halb unbeabsichtigt, jedenfalls nicht als Teil eines perfiden Plans) seine Hegemoniesucht stört und außerdem in seinem Denken eine gefährliche Systemkonkurrenz darstellt. Dazu bedient sich der russische Autokrat der europäischen Rechtsaußenparteien vom Front National bis zur FPÖ.

Gleichzeitig schwelt - an manchen Stellen schon lodernd - der Kulturkampf um die muslimischen Einwanderer. Der fördert einerseits Rechtsextreme, andererseits sind größere Bevölkerungsgruppen mit einem vormodernen Gesellschaftsmodell per se ein politisches Problem.

In Frankreich, Großbritannien, Belgien, Italien, Spanien und einigen anderen Ländern, auch in Österreich, machen Regierungen angesichts dessen den Eindruck von Hilf- und Ratlosigkeit. Die Bewältigung einer wirklich ernsten Krise - die wir noch nicht haben - traut man ihnen nicht zu.

Österreich und Europa haben allerdings in den letzten Jahrzehnten bedrohlichere Krisen gemeistert. Daran muss man sich jetzt erinnern, weil sonst nicht viel Trost bleibt. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 12.12.2014)