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Das Auto lässt man im Dezember besser stehen.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

"Das waren eh nur vier Glaserln Punsch, die 0,8 Promille knack ich noch nicht." Wenn die Vorweihnachtszeit sich hochprozentig verflüssigt, bekommt man so was öfter zu hören. Advent als Zeit der Ruhe und der Besinnlichkeit? Längst nicht mehr! Konsumwahn, Stress und Networking, ergo Alkohol, das sind die neuen Paradigmen. Letzteres spiegelt sich sprichwörtlich in den Gesichtern so mancher Mitbürger wider. Und wo nervenstimulierende Substanzen Einzug finden, wird Verstand verdrängt.

An Personalnachschub für diesen ganz normalen Wahnsinn mangelt es nicht, es platzt der Straßenverkehr aus allen Nähten, Heerscharen von Touristen bevölkern die inneren Bezirke.

Zweckentfremdete Warnblinker

Letztens, ich Richtung erster Bezirk unterwegs, quälen sich wiedermal Busse durch den ohnehin zähen Abendverkehr. Es kommt, wie es kommen muss: Warnblinker vor mir. Jetzt weiß der kritisch begutachtende Fahrer, dass dieses Signal schon lange zweckentfremdet wurde - primär dient es inzwischen zum ubiquitären Halten. Und so war es dann auch: "Ohne an Genierer", wie der Wiener sagt, machen die Busse halt, wo es ihnen passt. Folge: lokaler Verkehrskollaps; es dauert nun mal, bis so eine Busladung marschbereit in Richtung Punschstand ist.

Solche Situationen machen es Autofahrern derzeit nicht leicht. Der Spaßfaktor, in Wien per Auto unterwegs zu sein, geht sowieso gen null, im Dezember aber ist es eine einzige Qual. Konsequenz: Auch wenn man auf das Auto angewiesen ist, lässt man es besser stehen. Den Ärger ist es nicht wert. (Stephan-Alexander Krenn, DER STANDARD, 12.12.2014)