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Die Alpine wollte hoch hinaus und expandierte ohne Maß.

Foto: AP/Zak

Wien - Der Konkurs des Baukonzerns Alpine war die größte Firmenpleite in der Geschichte der Zweiten Republik. Die Vorgeschichte dieser Pleite wird jetzt aber immer mehr auch zu einem Fall für die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Diese ermittelt gegen 18 ehemalige Alpine-Manager und hat in letzter Zeit mit intensiven Vernehmungen begonnen, berichtete das ORF-"Mittagsjournal" am Donnerstag. Der Fall ist eine der größten Wirtschaftscausen in Österreich.

Mittlerweile ermitteln in der Causa fünf Staatsanwälte und zwei Experten, mehr als in irgendeinem anderen Fall der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Der zentrale Vorwurf: Die Alpine-Bilanzen sollen jahrelang geschönt und verfälscht worden sein. Dadurch seien die Käufer von Alpine-Anleihen getäuscht worden, aber auch Gläubiger und Banken, die der Alpine Kredite gewährt haben, sowie womöglich der Staat. Er hatte eine Haftung von 180 Millionen Euro für Kredite übernommen.

18 Beschuldigte

Der Sprecher der Staatsanwalt Thomas Haslwanter sagt, die Verdachtslage sei vielschichtig. Gegen 18 Beschuldigte werden Ermittlungen geführt, großteils sind es Ex-Alpine-Manager. Die Alpine Bau hat im Juni 2013 Konkurs angemeldet. Aber schon drei Jahre davor könnte sie konkursreif gewesen sein - laut einem Prüfbericht der Wirtschaftsprüferkanzlei BDO Austria sagt Alpine-Holding-Masseverwalter Karl Engelhart: "Der von uns beauftragte Bericht der BDO hat ergeben, dass bereits Mitte Oktober 2010 eine materielle Insolvenz der Alpine Gruppe vorgelegen ist. Das war damals in den Bilanzen nicht ersichtlich, weil die Bilanzen - nach den Ergebnissen der Begutachtung - unrichtig erstellt waren."

Laut dem Masseverwalter hatten die Bilanzverschönerungsmaßnahmen System. Die Manager sollen Zahlungen und Schulden hin und her verschoben haben, von einem Bilanzjahr ins andere, von der Alpine in den spanischen Eigentümerkonzern FCC und wieder zurück. Und es gibt auch Zusammenhänge zwischen dem Hypo-Skandal und der Alpine-Pleite. Staatsanwalt Haslwanter sagt, untersucht werde eine Kreditvergabe der Hypo an die Alpine. 2012, als die Alpine rückblickend gesehen längst durch ihre Ost- und Südosteuropa-Expansion ins Trudeln geraten war, hat die Hypo ihr noch einen 25-Millionen-Euro-Kredit gewährt.

Nun enthüllte ein internationales Team von sechs Journalisten mit dem Monatsmagazin "Datum" am Donnerstag nach einem Jahr Recherche "ein Sittenbild nachlässigen Managements und dubioser Geldflüsse in Mazedonien und Albanien".

Dubiose Auftragsvergabe

Internen Dokumenten zufolge, die Datum laut Eigenangaben vorliegen, vergaben Alpine-Mitarbeiter über Jahre hinweg Aufträge an Unternehmen, die sie selbst besaßen oder zu denen sie ein Naheverhältnis hatten. Über Scheinrechnungen und Beratungsstudien seien innerhalb zweier Jahre mindestens sechs Millionen Euro in dunkle Kanäle geflossen.

Vor der Insolvenz habe der einst zweitgrößte Baukonzern in Österreich "eine halsbrecherische Expansion in neue Märkte" unternommen und "bei Großprojekten enorme Verluste" eingefahren - vor allem in Deutschland, Polen und auf dem Balkan. (red, APA, STANDARD, 12.12.2014)