Wien - Das ORF-Qualitätssicherungssystem beschäftigt Andreas Kratschmar, Publikumsrat der ÖVP-Parteiakademie, schon lange. Er sieht in den Umfragen und Sachverständigenbefunden eher ein Bestätigungsinstrument denn systematische Sicherung von Qualität. Da wüsste er natürlich gerne, was dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk dieses Instrument wert ist Nun gab ihm der ORF doch noch Auskunft, was dieses System und sein prominenter Gutachter Markus Schächter kosten.

"Überzeugendes Gesamtprogramm"

Im September präsentierte Schächter zuletzt seinen jährlichen Befund den Stiftungsräten. Die Bilanz des Gutachtens laut ORF-Aussendung: "Der ORF erfüllt 2013 die Qualitätsanforderungen des ORF-Gesetzes. Im Rahmen des ORF-Qualitätssicherungssystems wird in einer Weise wie selten in Europa Qualität gemessen und bewertet. Das Gesamtprogramm ist überzeugend."

Hans-Peter Siebenhaar, der langjährige Medienredakteur des "Handelsblatt" und aufmerksame Beobachter des deutschen Gebührenfunks kritisierte die Tätigkeit Schächters für den ORF damals scharf: Schächter pflege zu ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz seit vielen Jahren ein "enges Verhältnis", das sich jetzt "auszahlt", schreibt Siebenhaar, inzwischen Korrespondent des "Handelsblatt" in Wien. Von einem unabhängigen, unvoreingenommen Sachverständigen könne bei ihm keine Rede sein. Sein Befund über das Programm des ORF klinge nach Gefälligkeit.

"Gebührengeld"

Wie Schächters Befund bezahlt wird, erfragte nun Publikumsrat Kratschmar: 30.000 Euro, referierte Kratschmar im Publikumsrat. Der Betrag umfasst neben dem Gutachten selbst etwa Programmbeobachtung, heißt es auf Anfrage im ORF.

Auch die Gesamtkosten der ORF-Qualitätssicherung wurden ihm nun nach längerer Wartezeit genannt: rund 300.000 Euro im Jahr. Die Summe enthält nach STANDARD-Infos auch die Kosten für Umfragen und Publikumsgespräche des ORF, die auch, aber nicht alleine der Qualitätssicherung dienen.

Kratschmar: "Für soviel Gebührengeld erwarte ich ernsthafte Qualitätssicherung." Die er bisher nicht erkenne. (red, derStandard.at, 11.12.2014)