Frankfurt am Main - Die europäischen Leitbörsen sind am Freitag einheitlich mit deutlichen Verlusten ins Wochenende gegangen. Der Euro-Stoxx-50 verbilligte sich um 91,79 Einheiten oder 2,91 Prozent auf sein Wochentief von 3.067,32 Zähler. Die Woche geht mit einer Reihe von Hiobsbotschaften zu Ende.

Zunächst wurden in den USA wurden am Nachmittag Erzeugerpreise veröffentlicht. Diese sind im November etwas stärker gefallen als erwartet. Zum Vormonat wurde ein Minus von 0,2 Prozent errechnet. Ob dies zu einer verspäteten Zinswende in den USA beiträgt, hänge jedoch von den Kernverbraucherpreisen und somit von den Dienstleistungspreisen ab, erläuterten Analysten. Das ebenfalls veröffentlichte Michigan Sentiment deutete an, dass die Verbraucher in den USA so zuversichtlich wie seit fast acht Jahren nicht mehr sind. Es stieg um 5,0 Punkte auf 93,8 Zähler.

Hingegen ist in der Eurozone die Industrieproduktion ist im Oktober mit 0,1 Prozent nur geringfügig gestiegen. Damit lag der Wert unter den Expertenschätzungen, die im Schnitt bei einem Plus von 0,2 Prozent gelegen waren.

Daneben bleibt Griechenland im Blick. Die Angst vor einem Rückfall in die Krise wurde durch die überraschend vorgezogenen Präsidentschaftswahlen geschürt. Mit dem Schritt sucht der Regierungschef die Machtprobe mit den Gegnern der Sparpolitik. Für die Wahl des Präsidenten ist er auf viele Stimmen der Opposition angewiesen, obwohl er im Athener Parlament über eine Mehrheit der Sitze verfügt. Der Chef der Oppositionspartei Syriza Alexis Tsipras lehnt die Rettungspolitik von EU und IWF für Griechenland ab und pocht auf eine Ende des strikten Sparkurses. Zuletzt lag die Partei einer Umfrage zufolge deutlich vorn.

Zugleich wachsen in Europa die Spekulationen um weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank. "Die Erwartungshaltung bezüglich eines breiten Ankaufprogramms von Staatsanleihen ist nochmals gestiegen", heißt es bei der Helaba. Hintergrund ist die schwache Nachfrage der Banken bei der großen Kreditlinie der Notenbank (TLTRO). Nachdem das Interesse an neuen Langfristkrediten für die Banken am Donnerstag hinter den Erwartungen zurückblieb, wollen die Geldhäuser knapp 40 Mrd. Euro an früheren Geldspritzen (LTROs) zurückzahlen. Diese Rückzahlung ist ein Rekordwert. Analysten hatten die Zahlen mit Spannung erwartet, weil sie einen zusätzlichen Hinweis auf den Bedarf an Zentralbankgeld geben.

Hinzu kommt die Talfahrt der Ölpreise. Die Nachfrageschwäche nach dem Rohstoff weckt mittlerweile Bedenken um das Wirtschaftswachstum. Das im Oktober kaum vorhandene Wachstum der Industrie der Eurozone dürfte die Konjunktursorgen der Anleger kaum gemindert haben.

Bereits seit geraumer Zeit sorgen sich die Anleger um die Aussichten für Energie- und Ölkonzerne - und um die Nachfrageschwäche beim Öl und was sie für die Weltwirtschaft bedeutet. Seit Sommer sind die Ölpreise um über 40 Prozent eingebrochen. Zusätzlich hat die Internationale Energieagentur (IEA) ihre Wachstumsprognose für die Ölnachfrage im nächsten Jahr zum vierten Mal in fünf Monaten gekürzt.

Bei den Einzelwerten gab es keine Gewinner im Euro-Stoxx-50. Saint Gobian notierte mit 1,44 Prozent im Minus, Danone fiel 2,83 Prozent und GDF verloren 2,60 Prozent.

Außerdem sind die Aktien der Raiffeisen Bank International (RBI) erheblich unter Verkaufsdruck geraten - sie verloren 8,47 Prozent auf 13,86 Euro. Einerseits dürfte der schwache Rubel, anderseits könnte die jüngste Aufregung um die Moskauer Konzerntochter ZAO Raiffeisenbank dafür verantwortlich sein. Das Co-Management der ZAO Raiffeisenbank hatte bei einem 10 Mrd. Rubel schweren Bondverkauf durch die russische VEB-Bank möglicherweise gegen die Russland-Sanktionen der EU verstoßen, berichtete Bloomberg.

Weiters fielen die Titel von Fiat Chrysler um 1,31 Prozent. Der Autobauer sammelte mehr als 3 Mrd. Euro für seine großen Zukunftspläne ein. Beim Verkauf von 100 Mio. Aktien und einer Pflichtwandelanleihe seien alle Optionen für Mehrzuteilungen ausgeschöpft worden. Damit erlöst das Unternehmen knapp 3,9 Mrd. US-Dollar. 2015 steht der Börsengang der Sportwagen-Tochter Ferrari an, der weiteres Geld in die Kassen des Mutterkonzerns spülen soll. (APA, 12.12.2014)