In den burgenländischen Gemeinden wird künftig doppelt Buch geführt.

Foto: Neusiedler See Tourismus GmbH/Steve Haider

Antau/Otava – Peter Pohl ist, im Burgenland heißt das halt so, Amtmann der kroatischen Gemeinde Otava/Antau. Und er ist, das hört man, auch ein bisserl stolz. Immerhin ist die 750-Einwohner-Gemeinde in der Nähe von Eisenstadt die erste, die ihr kameralistisches Rechnungswesen auf doppelte Buchführung umgestellt hat. Es war ein bundesweiter Testlauf. "Wir haben uns nach dem vorliegenden Entwurf der VRV orientiert." Das Finanzministerium will diesen Entwurf bis Frühjahr 2015 als neue "Voranschlags- und Rechnungsabschluss-Verordnung" (VRV eben) für ganz Österreich in Kraft setzen.

Mit Hilfe von Antau will das Burgenland bis 2017 alle 171 Gemeinden auf jenes Doppik (Doppelt im Konto) umgestellt haben, das seit Jahrhunderten außerhalb des Ärars mit großer Selbstverständlichkeit gang und gäbe war. "Bekannte von mir haben gar nicht glauben wollen, dass wir das nicht haben."

Klare Rechnung

Der große Vorteil der doppelten Buchführung auch im kommunalen Rechnungswesen sei die integrierte Sicht auf Ganze. Drei Rechnungen würden da zusammenfließen: die Vermögensrechnung ("Das war bisher eine Nebenrechnung."), die Finanzierungsrechnung und die Ergebnisrechnung. "Auf einen Blick ist erkennbar, wie die Gemeinde dasteht."

Eine Sicht ist das, die auch Franz Steindl, VP-Landeshauptmannvize und Gemeindereferent gefällt. Ihm und seiner Abteilung wird so die Kontrolle erleichtert. Jetzt bemüht er sich, gemeinsam mit dem Landesrechnungshof – der mit der heute, Donnerstag, neu beschlossenen Verfassung ein einschlägiges Initiativ-Prüfrecht erhält – "ein einheitliches Auswertungssystem zu erarbeiten".

Dynamische Materie

Auch Gemeinde- und Städtebund nicken wohlwollend . Ingrid Salamon (SP-Bürgermeisterin der Stadt Mattersburg) war begleitend dabei beim Probelauf. Leo Radakovits, VP-Bürgermeister der Gemeinde Güttenbach/Pinkovac, sieht im kommunalen Doppik auch eine Antwort auf eine "dynamische Materie", die etwa durch den Stabilitätspakt stets in Fluss gehalten werde.

Auf die Dynamik der Materie verweist auch Peter Pohl. "Früher hat die Kameralistik sicher gereicht. Aber früher gab es auch keine Ausgliederung in KEGs oder GmbHs." Einrichtung sind das, die gerne vergessen – um nicht zu sagen versteckt – wurden. Das sei in Zukunft nicht mehr möglich. Ebenfalls neu sei die Notwendigkeit, den Vermögensschwund auszuweisen, die jährliche Abschreibung.

Das Burgenland, so die Landesspitze, ist jedenfalls ziemlich stolz auf Vorreiter Antau. SP-Landeshauptmann Hans Niessl ist entschlossen, den Probegalopp auch ohne VRV durchs ganze Land zu führen ab 2017. "Wir haben einen Plan B: Da gibt es dann halt eine burgenländische Lösung." (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 11. Dezember 2014)