Im Vollrausch ein kompromittierendes Bild auf Facebook hochladen, öffentlich teilen und sich am nächsten Tag in Grund und Boden schämen: Das soll künftig der Vergangenheit angehören. Denn Facebook plant einen neuen "digitalen Assistenten", der automatisch alle Fotos scannt und betrunkene oder andere peinliche Gesichtsausdrücke erkennen kann. Bevor ein Nutzer ein solches Bild publiziert, soll der Assistent mehrmals nachfragen, ob das wirklich eine gute Idee sei.
Automatischer Scan
Facebook will seine Nutzer dabei (vor sich selbst) schützen und ihnen mehr Kontrolle über die Inhalte geben. Datenschützer kritisieren die Experimente des sozialen Netzwerkes allerdings schon länger: Sie stört es, dass alle Fotos automatisch gescannt werden. Schon jetzt kann Facebook erstaunlich gut Personen aus dem Freundeskreis identifizieren. Das ist auch Yann LeCun zu verdanken: Der US-Wissenschaftler leitet Facebooks "Artificial Intelligence Research Center" (FAIR), das sich mit diesen Fragen beschäftigt.
Benachrichtigung bei Upload
LeCun will dabei unter anderem durchsetzen, dass künftig Personen gewarnt werden, sollte ihr Foto ohne ihr Wissen auf Facebook gelangen. Sobald der digitale Assistent eine Person identifiziere, erhalte diese eine Benachrichtigung über das Foto – und kann dann möglicherweise dessen Löschung beantragen. Außerdem soll Facebooks künstliche Intelligenz Nutzern künftig helfen, die "richtigen" – sprich populäre – Inhalte auszuwählen, die den Facebook-Freundeskreis auch wirklich interessieren. Eine Entwicklung, die wohl von vielen Nutzern skeptisch gesehen werden dürfte.
Intelligentere Assistenten
Das sogenannte "Deep Learning" von Maschinen ist eines der wichtigsten Forschungsfelder in der IT. Alle großen Konzerne versuchen, ihren Anwendungen das "Verstehen" von Inhalten beizubringen. Denn erst, wenn die Programme Content wirklich nachvollziehen können, sind "intelligentere" Einsatzformen möglich. Sichtbar wird dies etwa bei virtuellen Assistenten wie Apples Siri oder Microsofts Cortana. Natürlich experimentiert auch Google massiv in diesem Bereich. Facebook ist allerdings eine jener Firmen, deren Forschungsleistungen oftmals wenig beachtet werden, wie Wired schließt. (fsc, derStandard.at, 10.12.2014)