Blüte der Aristolochia rotunda.

Foto: Birgit Oelschlägel/TU Dresden

Dresden - Die Bestäubung ist einer der wichtigsten Prozesse im Lebenskreislauf der Blütenpflanzen und essenziell für ihre sexuelle Fortpflanzung. Ein internationales Forscherteam um Stefan Wanke und Birgit Oelschlägel von der TU Dresden hat nun ein neues Bestäubungssystem bei der Pflanzenart Aristolochia rotunda entdeckt. Die Ergebnisse wurden im Fachblatt "New Phytologist" veröffentlicht.

Sterbende Wanzen

Diese Blütenpflanze aus der Gattung der Pfeifenblumen lockt bestäubende Fliegen mit Duftstoffen an und täuscht damit Nahrungsquellen der Insekten vor. Sind die Bestäuber angelockt, werden sie in einer Fallenblüte gefangen genommen. Das Interessante dabei ist, dass der abgegebene Blütenduft normalerweise von Wanzen abgegeben wird, wenn sich diese im Todeskampf befinden und gerade von Feinden wie Spinnen oder Gottesanbeterinnen gefressen werden.

Auf diesen Duft sind die Fliegen angewiesen, um Wanzen zu finden und anschließend daran zu saugen, während diese verspeist werden. "Genau diesen Duft des Todes imitiert die Pflanze", sagt Oelschlägel.

Bestäubung von Blütenpflanzen ist extrem mannigfaltig und kann z.B. durch Wind, Wasser oder Tiere erfolgen. Dabei wird der Pollen einer Blüte auf die Narbe derselben oder einer anderen Blüte übertragen, die Eizellen befruchtet und der Samen kann sich entwickeln. Auf diese Weise wird die Weitergabe des Erbgutes an die nächste Generation sowie eine hohe genetische Variabilität sichergestellt.

Täuschblumen-Gattung

Tiere, vor allem Insekten, sind die häufigsten Bestäuber und übernehmen eine sehr wichtige Rolle im Ökosystem Erde. Meist profitieren beide Partner von der Bestäubung: der Bestäuber erhält Nahrung, etwa in Form von Pollen oder Nektar und die Blüte erhält meist passiv den Pollen. Allerdings sind etwa vier bis sechs Prozent aller Blütenpflanzen "Betrüger": Sie locken die Bestäuber an, indem sie ihnen eine Belohnung suggerieren, die nicht wirklich vorhanden ist.

Pfeifenblumen sind ein Paradebeispiel für diese sogenannten Täuschblumen. Die Evolution hat eine ausgeklügelte Fallenblüte dafür entworfen. Angelockte Insekten geraten in eine behaarte Kesselfalle, die sie erst wieder verlassen können, wenn sie die Blüte bestäubt haben und mit Pollen der Blüte bedeckt sind. (red, derStandard.at, 9.12.2014)